Immer mehr erschreckende Details über die Todesschüsse von Wiener Neustadt werden bekannt: So soll der Sohn (26) des mutmaßlichen Täters aus Angst vor Rache geflohen sein, beim Motiv ging es um Wucherzinsen für einen 50.000-Euro-Kredit, zudem sollen zwei "Leibwächter" involviert gewesen sein.
NÖ, Wien. Ein Insider aus der türkischen Community packt jetzt gegenüber oe24 aus: Demnach wurde das Fatih E., Geschäftsmann am Großgrünmarkt in Wien, der vor allem mit Wassermelonen handelte und offenbar auch Kredite vergab, in seinem Auto durch drei Schüsse getötet.
Wie der Informant erklärt, soll das 34-jährige Opfer mit zwei tschetschenischen Bekannten zum Treffen mit dem Schuldner Hasan D. vor Ort gekommen sein - nachdem es bei Meetings davor schon grobe Unstimmigkeiten über die Rückzahlung eines 50.000-Euro-Kredites des Fleischhändlers und Supermarktbetreibers Hasan D. (42) gegeben hat. Denn der Gläubiger soll angeblich 60 Prozent Zinsen verlangt haben - insofern hätten 30.000 mehr und also insgesamt 80.000 zurückgezahlt werden sollen.
Der Verdächtige Hasan D.
Opfer arbeitete am Großgrünmarkt.
Kein Wunder, dass angesichts dieser kolportierten Wucherzinsen die Gemüter eskalierten - zumal der Schuldner und spätere mutmaßliche Todesschütze (der zuletzt wegen Betrügereien rund um seine Fleischgeschäfte 14 Monate bedingter Haft ausgefasst hatte) als extrem aufbrausend bekannt war. So stellte er im Sommer ein Hassposting gegen einen Feind auf Facebook, wo er dem "Hurensohn" offen drohte: "Bald wird der Moment, in dem ich vor dir stehe, der letzte Punkt deines Lebens sein." Und: "Wir werden uns mit dir treffen, wir werden Rechnungen begleichen." Mag sein, dass diese Schimpfkanonade unter anderem bereits an das spätere Opfer gerichtet war.
Das Opfer Fatih E.
Leibwächter flüchteten
Der Gläubiger jedenfalls dürfte mit einer harten Verhandlung in der Nacht auf Sonntag am Parkplatz des Kinocenters in Wiener Neustadt gerechnet haben. Als dann der Kontrahent mit gezückter Waffe aufs Auto zugeschossen kam, sollen die "Leibwächter" allerdings geflüchtet sein, ehe insgesamt drei Projektile Fatih E. trafen.
Wie berichtet, floh der Schütze - für den die Unschuldsvermutung gilt - hernach nach Ungarn, wo er noch am Sonntag verhaftet wurde. Seine Auslieferung wurde beantragt. Wer ob der blutigen Ereignisse sofort kalte Füße bekommen haben soll, ist der 26-jährige Sohn und Geschäftspartner von Hasan D., der ebenfalls noch am Sonntag aus Angst vor Rache in die Türkei abgedampft ist.