Mega-Einsatz wegen Unwetter
Nächste Sintflut: Diesmal in Niederösterreich
27.07.2012
Kein Ende der Sommergewitter - Vermurungen, Überschwemmungen.
In der Nacht auf Freitag gingen in Österreich wieder sintflutartige Regenfälle nieder: Vor allem in Niederösterreich mussten die Feuerwehren Übermenschliches leisten. In über 160 Einsätzen standen mehr als 1.500 Mann im Einsatz.
Am stärksten traf es den Bezirk Horn : Die Floriani-Jünger waren am Donnerstagabend zehn Stunden lang damit beschäftigt, Häuser und Keller auszupumpen, Bäume zu entfernen und rund 1.500 Sandsäcke zu füllen und zu verlegen. Das teilte der NÖ Landesfeuerwehrverband mit. 40 bis 50 Häuser waren in gut 80 Einsätzen beschäftigt.
Nebenfluss der Kamp übergetreten
Die Taffa, ein kleiner Nebenfluss des Kamp, war über die Ufer getreten und bescherte den Einsatzkräften reichlich Arbeit. Der Pegel war binnen weniger Minuten um fast einen Meter angestiegen, so das Landesfeuerwehrkommando. Ein Parkdeck wurde sicherheitshalber geräumt.
Tiere auf Bauernhöfen weggeschwemmt
In Brunn an der Wild im Bezirk Horn ging es besonders heftig zu. Hier stürzten laut Feuerwehrberichten gut 100 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel. Ein Bauer aus dem benachbarten Sitzendorf wird auf Orf.at zitiert: „Plötzlich hat sich der Hof mit Wasser gefüllt und es ist wie ein Fluss durch den Hof gekommen und hat die Hoftore aufgemacht. Jetzt ist alles weg. Auch ein paar Tiere sind gestorben.“
Kindergarten unter Wasser
In St. Bernhard-Frauenhofen waren mehrere Straßen unter Wasser. Ein Kindergarten stand ebenfalls unter Wasser, mehrere Straßen waren nicht befahrbar - die Sperren sind teils noch aufrecht.
Auch südliches Niederösterreich betroffen
Auch im südlichen Niederösterreich kam es zu schwersten Regenfällen. Im Bezirk Neunkirchen rutschte in Aspang ein ganzer Hang mit Tonnen von Erde ab. Es gab glücklicherweise jedoch keine Verletzten.
Hagel, Blitze und Sturm in Amstetten
Von Hagel, starken Regenfällen sowie Sturm und zahlreichen Blitzeinschlägen berichtete das Bezirkskommando Amstetten. Mehr als 150 Helfer waren im westlichen Niederösterreich bis gegen Mitternacht mit Auspump- und Aufräumarbeiten beschäftigt.
St. Lorenzen: Wer kümmert sich um Hochwasser-Rückhaltebecken?
Im Katastrophengebiet von St. Lorenzen im Bezirk Trieben in der Steiermark gab es in der Nacht auf Freitag zwar keine neuerlichen Überschwemmungen. Doch dort stellt sich nun eine wichtige Frage für die Zukunft: Wer bezahlt die Instandhaltung der notwendigen Rückhaltebecken für Hochwasser? Während sich der Bund um die Errichtung der sogenannten Hochwasser-Rückhaltebecken kümmert, ist es Sache der Gemeinden, diese zu erhalten.
Im Fall von Trieben können sich die Gemeinden die Räumung der Becken nicht leisten. Allein 860.000 Euro würden für die diesmalige Räumung anfallen aller Becken anfallen. Hier dürfte jedoch der Bund einspringen, verspricht Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP).
Noch lange keine Entwarnung in St. Lorenzen
Die Lage in St. Lorenzen im Paltental bleibt für das Wochenende angespannt. "Ein schöner Tag bringt uns leider noch lange keine maßgebliche Entspannung", so Bezirkshauptmann Josef Dick am Freitag. Am Wochenende könnten laut Meteorologen neuerliche Gewitter über die ohnehin schon schwer getroffenen Gemeinden ziehen. Für die rund 300 Helfer des Bundesheeres werden am Wochenende Regenerationsprogramme wie etwa Freibad-Besuche angeboten.
Die Aufräumarbeiten in St. Lorenzen seien laut Dick gleichzeitig auch Präventionsmaßnahmen, sollte es wieder zu starken Niederschlägen kommen. Am Samstag könnten weitere Gewitter über das Paltental ziehen. "Ob diese allerdings auch in der betroffenen Region niedergehen, kann noch nicht abgeschätzt werden."
Bevölkerung wird von Leitern des Krisenstabs aufgeklärt
Am Freitag wurde die Bevölkerung bei drei Bürgerinformationsveranstaltungen von den Einsatzleitern des Krisenstabes und den Experten über die jeweilige Lage in ihrem Ort aufgeklärt. St. Lorenzen bleibt weiterhin evakuiert, die Alarmbereitschaft in drei weiteren Gebieten im Paltental bleibe ebenfalls aufrecht.
Das Regenerationsprogramm für Soldaten und Soldatinnen werde angeboten, "damit diese neue Energie für den weiteren Einsatz aufbringen können", erklärte Oberst Gerhard Schweiger vom Militärkommando Steiermark. Samstag und Sonntag dürfen jeweils rund 50 Prozent jeder Truppe den Tag im Schwimmbad oder in Museen verbringen, je nach Wunsch, meinte Schweiger. Dabei dürften sich die Helfer aber nicht weiter als eine Stunde vom Einsatzort entfernen.