3.096 Tage gefangen

Natascha zeigt das Haus ihrer Qualen

25.01.2010

Die TV-Doku schockiert. Beklemmende Enge herrschte in ihrem Verlies: Überall Kleidung, Dreck, Lebensmittel. Hier "lebte" Natascha.

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© Johannes Kernmayer/TZ ÖSTERREICH
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Vom bewölkten Himmel über Strasshof bewegt sich das Bild langsam hin zum Horror-Haus. Man erkennt einen biederen Garten, einen leeren, alten Swimmingpool. Plötzlich zoomt die Kamera zum Kellerfenster. Im Hintergrund: Dunkle Klänge, die Angst machen.

Die bewegendsten Aussagen aus dem TV-Interview

Verlies versus Spießigkeit
Das ist der Anfang der TV-Doku „Natascha Kampusch – 3.096 Tage in Gefangenschaft“. Der 45 Minuten lange Film von Peter Reichard lief am Montagabend erstmals über die Bildschirme (ARD, ATV). Knallhart wird das Doppelleben des Entführers Wolfgang Priklopil vorgeführt: Eine Diskrepanz zwischen dem engen Verlies im Untergrund und der Bürgerlichkeit an der Oberfläche.

Natascha: Sie wirkt gefasst und erzählt viel Neues .

„Ich werde geächtet, ich bin für mein Leben geächtet. Das heißt: Ich habe einen Stempel auf der Stirn, wo draufsteht Gewaltopfer“, sagt Natascha als ersten Satz.

Eng, dreckig, menschenunwürdig
Während Natascha erzählt, flimmern Bilder des Grauens über den Schirm. Erstmals ist das unheimliche Verlies zu sehen: Eng, dreckig, menschenunwürdig. Beim Anblick zuckt der Zuseher zusammen. Polizeiaufnahmen zeigen, wie mühsam das Öffnen der drei Mal gesicherten Verliestür tatsächlich gewesen sein muss. Natascha sagt: „Er brauchte dafür jedes Mal eine Stunde.“

Erschreckend: Priklopils Haus sieht innen wie ein typischer Spießbürgerhaushalt aus. Man sieht eine schwarze Ledercouch, massive, dunkelbraune Möbel, ein verstaubtes Bücherregal und eine schlichte Küche.

Dort musste auch Natascha kochen. Die Jalousien sind ständig unten, um die andere Wirklichkeit zu kaschieren. In der Doku trägt Natascha ein dunkles Kleid und Schmuck. Sie wirkt gefasst. Und: Natascha gibt erstmals Details über die achteinhalb Jahre lange Gefangenschaft preis.

Auch Nataschas Mutter und Priklopils bester Freund Ernst Holzapfel treten vor die Kamera auf. Er sagt: „Priklopil war auf Hygiene bedacht. Er fragte mich, wie man am besten Schallisolationen macht.“, berichtet Holzapfel.

Am Ende der Doku erinnert sich Natascha an ihre Flucht. „Ich bin weggelaufen, so schnell mich meine Füße trugen“. Dabei ringt sie mit den Tränen.

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