Neue Enthüllungen im Fall Kampusch: In einer TV-Doku spricht das Entführungsopfer nun so offen wie nie zuvor und attackiert Österreich.
Sie kommt aus den Schlagzeilen einfach nicht heraus: Am Montag präsentierte Entführungsopfer Natascha Kampusch in Hamburg eine 45-minütige TV-Dokumentation über ihr Leben in Gefangenschaft. Dabei überraschte die 21-Jährige nicht nur mit neuen Details über die Zeit ihrer Gefangenschaft und über ihr Verhältnis zu Entführer Wolfgang Priklopil („Er verbot mir zu weinen“), sondern auch mit Angriffen auf ihre österreichische Heimat. Andere schlechtzumachen und zu kritisieren, sei „so eine Wiener Mentalität“, Kampusch selbst sei für ihr Leben geächtet.
Natascha singt Beatles-Hit „From Me to You“ im TV
Eben
das war auch ein Hauptgrund dafür, dass kein österreichischer Filmemacher,
sondern ein deutscher Journalist die Doku über sie machen durfte. „Ihr ging
es um meine Sicht von außen“, erklärt Drehbuchautor Peter Reichard im
Gespräch mit ÖSTERREICH.
Reichard ist der erste Journalist, der im Verlies filmen durfte und Kampusch ganz intime Details ihrer Gefangenschaft entlockte. „Ich war lebendig konserviert“, erzählt Natascha und spricht auch über ihre wenigen glücklichen Momente, wenn ihr Entführer sie in der Nacht fünf bis zehn Minuten in seinen Garten ließ. „Ich freute mich, die Hecke berühren zu dürfen, den Wind zu spüren.“ Ein paar Zweige durfte sie als Andenken mit in ihr Verlies nehmen. Und: Die Kamera läuft selbst mit, als die sonst so verschlossene junge Frau eine Strophe des Beatles-Songs „From Me to You“ singt.
Besonders überraschend: Drei Jahre nach dem Ende der Entführung hat Kampusch ihrem Peiniger verziehen: „Für dieses Fehlgeleitet-Sein kann der Mensch nichts.“ Jetzt will sie sogar Priklopils Mutter treffen.
„Ich war über acht Jahre lebendig konserviert.“
Ihr
Verhältnis zur Öffentlichkeit bleibt allerdings schwierig. „Ich löse bei
vielen Menschen Aggressionen aus. Sie sollten sich mit mir freuen, dass ich
das halbwegs gesund überstanden habe“, so Kampusch. Die ARD zeigt die Doku
„Natascha Kampusch – 3.096 Tage Gefangenschaft“ am 25. Jänner um 21 Uhr.
Natascha: "Ich bleibe eine Geächtete!"
Über ihren Entführer
Über ihr Verlies
Über kurze Ausflüge in den Garten |