Familien-Schutz
Neue Identität für Opfer möglich
29.04.2008
Die Familie befindet sich weiter in Betreuung in der Sonderkrankenanstalt. Es wird bereits ein Identitäts-Schutz angedacht.
Für das Ärzte- und Therapeutenteam, das die Opfer im Inzest-Fall von Amstetten betreut, hat der Schutz der Patienten "oberste Priorität". E. (42), fünf ihrer Kinder und ihre Mutter werden "in einem geschützten Bereich" der Klinik behandelt, zu dem keine näheren Angaben gemacht wurden.
Neue Identität
Die Kinder von E., die von ihrem Vater 24
Jahre lang in einem Verlies gefangen gehalten worden ist, könnten eine neue
Identität bekommen, sagte der Amstettener Bezirkshauptmann Hans-Heinz Lenze
im Interview mit der "Zeit im Bild". Derzeit werde "im
Einvernehmen mit der Familie nach einer Lösung gesucht", so Lenze.
Man müsse sich aber "mit dem Gedanken vertraut machen, dass wir
hier eine Namensänderung herbeiführen."
Wann können Kinder zurück?
Die sieben Kinder in der
Sonderkrankenanstalt hätten die Nacht auf Dienstag - ihre inzwischen dritte
in Amstetten-Mauer - "gut verbracht". Sie befanden sich am
Dienstag weiter in Betreuung in der Landesnervenklinik Mauer. Wann jene drei
Kinder, die beim Tatverdächtigen und seiner Ehefrau im Haus aufgewachsen
sind, wieder ins Leben integriert werden können, "entscheiden die
Jugendpsychiater". Wie der Amstettner Bezirkshauptmann Hans-Heinz Lenze
sagte, müssten die Experten "grünes Licht" dafür geben.
Angesichts des derzeitigen Rummels werde es aber vermutlich noch einige Zeit
dauern. Die drei Kinder, die bei dem 73-Jährigen und seiner Ehefrau
aufwuchsen, wurden als normal beschrieben.
Schule setzt sich für Zehnjährigen ein
Eines der
Kinder hat bis zuletzt die Schule in Amstetten besucht. Nun befindet sich
der Zehnjährige mit seiner Mutter und seinen Geschwistern, von deren
Existenz er teilweise bisher nicht die geringste Ahnung hatte, zur
therapeutischen Betreuung in der Sonderkrankenanstalt. Die Schule will
unterdessen alles unternehmen, um dem Buben die Rückkehr in seine Klassen zu
ermöglichen. "Wir bemühen uns, uns konstruktiv darauf
vorzubereiten, dass er nach Abschluss der Therapie wieder in den Unterricht
aufgenommen werden kann", meinte der Schuldirektor am Dienstagmittag.
In Gemeinschaftsbereich untergebracht
In der
Sonderkrankenanstalt befänden sich nun alle Patienten nicht nur in einem "geschützten",
sondern auch "gemeinsamen Bereich", in dem "direkter Kontakt
möglich" sei. Für die beiden Frauen und die fünf Kinder seien
individuelle Betreuung und Therapien erforderlich, so Kepplinger weiter. Die
Patienten hätten "unterschiedliche Bedürfnisse".
Befragungsdatum unklar
Wann die Patienten von der Justiz
einvernommen werden könnten, sei "zum jetzigen Zeitpunkt nicht
abschätzbar". Das könne "noch längere Zeit dauern",
sagte Kepplinger. Das Ärzte- und Therapeutenteam werde auch in dieser Frage "sehr
behutsam vorgehen".
19-Jährige Tochter weiter in kritischem Zustand
Als durch
Sauerstoffmangel unverändert kritisch haben die Ärzte am Dienstag den
Zustand der vermutlich 19 Jahre alten Tochter der 42-Jährigen bezeichnet.
Die junge Frau, die am 19. April ins Landesklinikum Mostviertel Amstetten
eingeliefert worden ist, werde weiterhin beatmet, einer Antibiotika-Therapie
und - wegen einer Nierenschädigung - einer Dialyse unterzogen.