Eltern wollen endlich Beerdigung. Doch: Leiche wird nicht freigegeben.
Fünf Jahre gingen die Eltern von Julia Kührer (16) durch die Hölle. Dann wurde ihre Tochter gefunden – tot. Der einzige Wunsch der Eltern: eine würdevolle Beerdigung. „Diese Wartezeit wird unerträglich“, sagt Julias Mama, Brigitte Kührer, im ÖSTERREICH-Interview (siehe unten): „Wir wollen uns endlich von ihr verabschieden.“
Kriminalfall
Ganz Österreich nahm Anteil am Fall Julia Kührer: Die Schülerin aus Pulkau verschwand plötzlich im Sommer 2006. Ein Nachbar fand 2011 ihr verscharrtes Skelett im Erdkeller des Gartens von Michael K. (50) – unweit von Julias Elternhaus. Der 50-jährige Besitzer wanderte als Hauptverdächtiger in U-Haft, wurde kurze Zeit später aber wieder freigelassen.
Die Ermittlungen stocken seitdem. Die Staatsanwaltschaft will aber weitermachen, gibt Julias Überreste
deswegen auch vier Monate nach dem Fund immer noch nicht frei. Nur kurz war die Hoffnung der Eltern am Donnerstag, als es hieß, eine Beerdigung sei noch vor Weihnachten möglich. „Eine baldige Freigabe der Leiche ist derzeit unrealistisch“, sagte Staatsanwaltschafts-Sprecher Friedrich Köhl gestern – und zerstörte damit die Hoffnungen der Eltern.
»Wollen Julia beisetzen«
ÖSTERREICH: Frau Kührer, gibt es jetzt eigentlich schon ein Datum für das Begräbnis Ihrer Tochter?
BRIGITTE KÜHRER: (atmet tief durch) Nein, das steht immer noch nicht fest. Es gibt leider noch keinen fixen Termin dafür.
ÖSTERREICH: Wie gehen Sie und Ihre ganze Familie mit dieser zermürbenden Situation um?
KÜHRER: Sie können sich sicher vorstellen, dass diese Wartezeit schon langsam unerträglich wird. Wir wünschen uns schon seit Wochen, nein, besser gesagt seit Monaten, dass die Beerdigung endlich stattfinden kann.
ÖSTERREICH: Soll der Abschied dann eigentlich im engsten Familienkreis stattfinden?
KÜHRER: Nein, überhaupt nicht. Julia wird ganz normal bei uns in Pulkau begraben und nicht im engsten Familienkreis, abgeschottet von der Außenwelt, beigesetzt.
ÖSTERREICH: Warum wollen Sie keine Beerdigung im engsten Kreis?
KÜHRER: Warum sollte ich das für mein Kind wollen?
ÖSTERREICH: Vielleicht könnten Sie sich so doch noch mal ganz alleine von Ihrer Tochter verabschieden ...
KÜHRER: Das sehe ich nicht so. Julia hat doch nichts angestellt. Sie ist in diesem schrecklichen Fall das Opfer.
ÖSTERREICH: Also kann jeder auf die Beerdigung kommen?
KÜHRER: Ja. Außerdem haben uns in den letzten fünf Jahren so viele Leute in dieser schweren Zeit begleitet und unterstützt. Die sollten doch auch die Möglichkeit haben, sich zu verabschieden und unsere Julia auf ihrem letzten Weg zu begleiten.