Ein überfüllter EuroCity-Zug vom Samstag sorgt weiterhin für Diskussionen: ÖBB und ungarische Staatsbahnen schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu.
300 Fahrgäste auf dem Weg von Budapest nach Wien haben den Zug am Grenzübergang Hegyeshalom/Nickelsdorf verlassen müssen. "Der Zug hätte in Ungarn nicht derart überfüllt losfahren dürfen", sagte ÖBB-Sprecherin Katja Blum am Montag. Kritik kommt hingegen von den ungarischen Staatsbahnen: Es gäbe lediglich die Anordnung, dass ein Zug nicht mit offenen Türen losfahren dürfe, und das sei nicht der Fall gewesen.
Der österreichische Schaffner habe gegen die Regel verstoßen, kritisierte MAV-Sprecher Tibor Sigulinszki. Bei den ÖBB sieht man die Sache aber anders. "Der österreichische Zugbegleiter hat völlig richtig gehandelt. Er muss dafür sorgen, dass die Sicherheitskräfte im Notfall durch den Zug durchkommen, das war in dem betroffenen Zug nicht mehr möglich."
ÖBB: Genügend Züge im Einsatz
Von generellen
Kapazitätsproblemen bei den ÖBB könne man aber nicht sprechen. Einen
derartig überfüllten Zug habe es laut ÖBB-Sprecherin zum ersten Mal gegeben.
Die Züge seien aber vor allem zur Weihnachtszeit gut ausgelastet. Nachdem
bereits etwa vor einem Monat Passagiere in Salzburg einen überfüllten Zug
verlassen mussten, hat man vonseiten der ÖBB das Sitzplatzkontingent
aufgestockt. "An den Adventsamstagen gibt es auf den Westbahnstrecken um
7.000 Sitzplätze mehr als an gewöhnlichen Samstagen." Genaue Angaben zur
Auslastung der Züge gab es von den ÖBB nicht.
Für verärgerte Kunden zeige man zwar Verständnis, einen Anspruch auf einen Platz in einem bestimmten Zug hat man mit dem Ticketkauf aber nicht. "Ein Fahrschein gilt nicht für einen bestimmten Zug. Das geht nur mit Reservierung", so Blum weiter. Mit dem Ticketkauf akzeptiert man die AGB (Allgemeine Geschäftsbedingungen, Anm.) der Bahn und darin steht, dass man den Anordnungen des Zugbegleiters Folge leisten muss. Somit müsse man auch akzeptieren, wenn man aus dem Zug verwiesen wird.
"ÖBB zu unflexibel"
"Man hätte bereits an der
Grenze Züge bereitstellen müssen", äußerte Peter Haibach, Sprecher der
Initiative Pro Bahn Österreich, Kritik an den Österreichischen Bundesbahnen.
"Das Problem ist hausgemacht. Die ÖBB reagieren zu langsam und zu wenig
flexibel", sagte Haibach. Mit derartigen Aktionen verärgere man nur die
Kunden.