Strasser-Comeback
ÖVP fest in NÖ Hand
27.03.2009
Die Spitzen-Ebene der ÖVP wird zusehends von Niederösterreichern und Vertrauten der Familie Pröll dominiert.
Mit der Kür von Ernst Strasser zum ÖVP-Spitzenkandidaten für die EU-Wahl am 7. Juni ist ein weiterer Vertreter der NÖ Landesorganisation in eine Spitzenposition gehievt worden. Auch die Parteispitze ist derzeit mit Vizekanzler Josef Pröll blau-gelb gefärbt. Neben Pröll sind in der Regierung mit Außenminister Michael Spindelegger allerdings nur zwei Vertreter des größten Bundeslandes zu finden. Letzterer wird indes auch als aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge des scheidenden ÖAAB-Obmanns Fritz Neugebauer gehandelt.
Strasser ist zwar gebürtiger Oberösterreicher, seinen politischen Aufstieg schaffte der Ex-Innenminister (2000 bis 2004) aber über das Bundesland Niederösterreich: Vor seiner Berufung in die Regierung war er Klubchef der NÖ Volkspartei, zuvor war er seit 1992 Landesgeschäftsführer der niederösterreichischen VP. Strasser leitete früher auch den VP-Freundeskreis im ORF-Kuratorium. Othmar Karas, Nummer zwei auf der EU-Liste und bis zuletzt als Favorit für das Amt des EU-Spitzenkandidats gehandelt, kommt übrigens ebenfalls aus Niederösterreich.
Das Land gilt seit jeher als Machtzentrum der Volkspartei, Landeshauptmann Erwin Pröll als starker Mann in der Partei. Der Onkel des Vizekanzlers steht dem Land bereits seit Oktober 1992 vor und zog viermal als Spitzenkandidat in die Landtagswahl, zuletzt übertrumpfte er im März 2008 mit 54,4 Prozent sogar sein eigenes Ergebnis aus dem Jahr 2003. Immer wieder wird der Landesfürst auch als möglicher VP-Kandidat für die im Frühjahr 2010 anstehende Bundespräsidentschaftswahl genannt.
Geht es nach Erwin Pröll, soll auch im ORF bald ein Niederösterreicher eine zentrale Rolle spielen: Der Landeschef drängt darauf, dass Richard Grasl, derzeit Chefredakteur im Landesstudio Niederösterreich, in einer neuen ORF-Geschäftsführung den Posten eines Informations- oder Fernseh-Direktors einnimmt. Grasl sei dem LH von Kanzler Werner Faymann (S) und Josef Pröll in die Hand versprochen und Teil des Deals ORF-Direktoren gegen EU-Kommissar, hieß es zuletzt.
Weiterer "Player" auf Bundesebene ist NÖ Landesrätin Johanna Mikl-Leitner als eine der vier Stellvertreter von Parteichef Josef Pröll. Und auch auf wirtschaftlicher Ebene hat erst unlängst ein niederösterreichischer VP-Politiker einen wichtigen Posten übernommen: Ernest Gabmann (59), bisher Wirtschaftslandesrat, wechselte im Februar in den dreiköpfigen Vorstand des börsenotierten Flughafen Wien.
In der VP-Bundesparteizentrale verwies man darauf, dass man mit Prölls Team jedes Bundesland abdecke: So sei neben den Wienern Johannes Hahn und Christine Marek die Steiermark mit Reinhold Lopatka, Salzburg mit Claudia Bandion-Ortner, Oberösterreich durch Maria Fekter und Reinhold Mitterlehner, das Burgendland durch Nikolaus Berlakovich sowie Vorarlberg durch Klubchef Karlheinz Kopf und Kärnten durch Generalsekretär Fritz Kaltenegger abgedeckt.
Und außerdem setze sich das Regierungsteam der SPÖ hauptsächlich aus Wienern zusammen, argumentiert man in der Volkspartei: Neben Parteichef Werner Faymann würden auch die Minister Claudia Schmied, Doris Bures und Rudolf Hundstorfer, Staatssekretär Andreas Schieder, Klubchef Josef Cap, Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas und der Spitzenkandidat für die EU-Wahl, Hanndes Swoboda, aus der Bundeshauptstadt kommen.