Ein 20-jähriger Wachsoldat soll in der Nacht auf Freitag randaliert und um sich geschossen haben. Er wurde von seinem Vorgesetzten erschossen.
In der Flugfeldkaserne in Wiener Neustadt ist Freitagfrüh ein 20-jähriger Wachsoldat aus Niederösterreich erschossen worden. Sein Vorgesetzter, ein 54-jähriger Unteroffizier aus dem Burgenland, wurde verletzt und ambulant im Spital behandelt. Im Zuge eines Streits soll es um 6.55 Uhr zu einem Schusswechsel gekommen sein, bei dem der Grundwehrdiener tödlich getroffen worden sei, berichtete Bundesheersprecher Michael Bauer. Das Landeskriminalamt ermittelt.
Der Grundwehrdiener soll während der für 7.00 Uhr geplanten Wachablöse seine Kameraden bedroht und seinen Vorgesetzten, den Offizier vom Tag, tätlich angegriffen haben, teilte das Bundesheer in einer Aussendung mit. "Im Zuge der Auseinandersetzung kam es zur Abgabe mehrerer Schüsse, worauf der Grundwehrdiener tödlich getroffen wurde", hieß es. Der 20-Jährige soll mehrmals im Wachlokal mit einem Sturmgewehr 77 gefeuert haben, sein Vorgesetzter soll einen Schuss mit einer Pistole abgegeben haben. Der Vorgesetzte erlitt eine Platzwunde. Er wurde laut Polizeisprecher Johann Baumschlager festgenommen und befand sich nach ambulanter Behandlung in Gewahrsam des Landeskriminalamtes. Weitere Soldaten sollen Zeugen des Vorfalls geworden sein.
In der Flugfeldkaserne in Wr. Neustadt wurde heute kurz vor 07.00 Uhr bei einem Schusswechsel der Wachsoldat getötet und einer weiterer Soldat verletzt. Details folgen. #Bundesheer
— Michael Bauer (@Bundesheerbauer) January 6, 2023
Ermittlungen zum genauen Tathergang waren im Laufen. Die Erhebungen werden von der Mord- und Tatortgruppe des Landeskriminalamtes geführt. "Wir stehen am Anfang der Ermittlungen", sagte Baumschlager zur APA. Bestätigt wurde eine Bluttat mit einem Toten und einer verletzten Person. Neben der Spurensicherung waren u.a. Befragungen geplant, um den Tatablauf zu rekonstruieren. Im Raum stand die Frage, ob Notwehr vorliegt. Erich Habitzl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, verwies auf Anfrage auf die noch laufende Tatortarbeit sowie Erhebungen.
Üblicherweise haben nach Angaben von Bauer vier Wachsoldaten und ein Vorgesetzter Dienst. Ein Uniformierter befindet sich mit geladener Waffe beim Kaserneneingang, während sich die übrigen drei im Wachlokal aufhalten. Ihr Vorgesetzter ist bewaffnet.
Die Soldaten werden der Aussendung zufolge durch den Heerespsychologischen Dienst betreut. Eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt. Sie soll u.a. klären, wie es zu dem Schusswechsel gekommen ist. Ein Erstbericht soll nach 48 Stunden vorliegen.
Vor der Kaserne in Wiener Neustadt waren am Freitagvormittag mehrere Fahrzeuge von Polizei und Militärpolizei zu sehen. Die Spurensicherung war im Eingangsbereich und beim Wachlokal im Gange. Der Zaun vor dem Wachlokal wurde mit Tarnnetzen verhängt. Vorerst keine Informationen gab es über den Auslöser für die Auseinandersetzung.
Die Flugfeldkaserne in Wiener Neustadt war im November 2019 Schauplatz einer tödlichen Hundeattacke gewesen. Ein Soldat war von Belgischen Schäferhunden angefallen und getötet worden. Der 31-Jährige wurde leblos in einer Zwingeranlage aufgefunden. Der Mann war unter anderem für Auslauf und Fütterung mehrerer Tiere zuständig gewesen. Ein Ermittlungsverfahren gegen den zuständigen Hundeführer und gegen nicht konkret ausgeforschte Verantwortliche des Bundesheers wurde Ende 2020 eingestellt.