Skandal in Tulln

Pfleger sollen Heimbewohner gequält haben

30.03.2021

Staatsanwaltschaft St. Pölten prüft, ob Anfangsverdacht vorliegt - Betreiber hat betroffene Mitarbeiter freigestellt und Untersuchungskommission eingesetzt.

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© gettyimages (Symbolbild)
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Im Pflegeheim Sitzenberg-Reidling (Bezirk Tulln) sollen Bewohner gequält worden sein. Die Vorwürfe richten sich gegen vier Mitarbeiter, bestätigte die Staatsanwaltschaft St. Pölten. Eine Sachverhaltsdarstellung ging am Dienstag bei der Behörde ein. "Wir prüfen jetzt, ob ein Anfangsverdacht vorliegt", so Sprecher Karl Wurzer. Der Betreiber SeneCura hat die betroffenen Mitarbeiter freigestellt und eine Untersuchungskommission eingesetzt.

Herabwürdigende Behandlung

SeneCura habe vor einigen Tagen Kenntnis über den Verdacht erlangt, dass einzelne Mitarbeiter des Standorts mit Bewohnern "in herabwürdigender Art und Weise gesprochen" und mutmaßlich auch in dieser Weise gegenüber Patienten gehandelt haben, teilte der Betreiber auf APA-Anfrage mit. Die Unternehmensleitung habe sofort entsprechende Schritte gesetzt: eine interne Untersuchungskommission unter der Führung von Ombudsmann Günther Kräuter wurde eingesetzt, die Patientenanwaltschaft NÖ informiert und die von den Vorwürfen betroffenen Mitarbeiter wurden mit sofortiger Wirkung freigestellt.

Nahrungsentzug und "Ruhigstellen" mit Tabletten

Auf Basis der internen Ermittlungen erfolgten laut SeneCura am Dienstag eine Anzeige inklusive Sachverhaltsdarstellung an die zuständige Staatsanwaltschaft sowie Meldungen an die Volksanwaltschaft und die Fachaufsicht des Landes Niederösterreich. Die Staatsanwaltschaft St. Pölten prüft laut Wurzer, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird. Die Anschuldigungen gegen die vier Pflegekräfte, drei Frauen und ein Mann, reichen der "Kronen Zeitung" zufolge von Nahrungs- und Flüssigkeitsentzug bis hin zum "Ruhigstellen" mit Tabletten und Verleumdungen. Laut ORF NÖ sind die betroffenen Mitarbeiter im Alter von 30 bis 45 Jahren.

Soziallandesrätin: "Zutiefst erschüttert"

Soziallandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) zeigte sich"zutiefst erschüttert": "Ich habe heute nach Bekanntwerden der Vorwürfe den verantwortlichen privaten Betreiber umgehend aufgefordert, eng mit den zuständigen Behörden zusammenzuarbeiten. Die Anschuldigungen müssen nun rasch und lückenlos aufgeklärt werden." Die laufenden Erhebungen dazu seien jetzt abzuwarten, teilte die Landesrätin in einer Stellungnahme mit.

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