Sicherheitsleck
Pfusch schuld an Atomunfall in Seibersdorf
03.08.2008
Die Forschungsstätte in Seibersdorf ist aus den 70ern und somit veraltet. Nun nach dem Atom-Unfall soll sie endlich modernisiert werden.
Bereits im September 2002 schäumte der Generalsekretär der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Mohamed ElBaradei: Die Analyseanlage in Seibersdorf sei „chronisch und zerstörerisch unterfinanziert“.
Unsicher und alt
Vor Mitgliedern des IAEO-Gouverneursrats ging
der Ägypter dann wutschnaubend ins Detail – und sein Vortrag gab tatsächlich
Anlass zur Sorge: Die alternde technische Infrastruktur in Seibersdorf
gefährde den Auftrag der UNO, Laborproben aus Staaten zu untersuchen, die
geheimer Atomwaffenprogramme verdächtigt werden. Weitere Kritikpunkte des
Experten: „Die Umkreissicherheit der Anlage entspricht nicht den gängigen
Standards.“ Und ein weiteres Problem sei der Raummangel im Labor, bei dem
die Gefahr bestehe, gegen die eigenen Sicherheitsvorschriften zu verstoßen.
Mahnungen
Die Mahnungen verhallten ungehört. Im vergangenen
November legte der IAEO-Chef vor Diplomaten aus 35 Staaten noch einmal nach:
„Seibersdorf braucht 27,2 Millionen Euro für Nachrüstungen, sonst droht ein
immer höheres Risiko.“ Sonntag um 2.30 Uhr kam es dann tatsächlich zu einem
Unfall in der mehr als 30 Jahre alten Anlage: Wie berichtet, platzte in
einem Labor eine Flasche mit Plutonium – zum Glück offenbar ohne Folgen für
Mensch und Umwelt.
Sicherheit
Zwar können schon winzige Mengen des Metalls bei
direktem Kontakt mit dem Körper Krebs auslösen. Aber beim Unfall waren keine
Menschen im Raum. Und die Radioaktivität dürfte zur Gänze in den
Abluftfiltern des Labors zurückgehalten worden sein. Jedenfalls zeigen
Messstellen keine erhöhte Strahlung an. Und in einer offiziellen Aussendung
heißt es: „Alle Sicherheitsstandards wurden erfüllt.“ IAEO-Chef ElBaradei
wird sich wundern.