Persönlichkeitsstörung, Störung der Sexualpräferenz und weiterhin eine Gefahr für die Menschheit...
Details aus dem Psycho-Gutachten entscheiden jetzt den Prozess von Josef Fritzl: In sechs langen Gesprächen blickte Gutachterin Adelheid Kastner tief in die Seele von Josef Fritzl (73): Ihr Gutachten, das ÖSTERREICH vollständig vorliegt, wird bei dem Prozess um das Inzest-Verbrechen von Amstetten ausschlaggebend für die Zukunft Fritzls sein. Denn: Kastners Gutachten bringt Fritzl (unabhängig von der Haftstrafe) lebenslang in eine Sonderanstalt.
Kindheit in Angst
Eine Hauptursache für die psychische
Fehlentwicklung von Josef Fritzl sieht Psychiaterin Kastner in dessen
Kindheit: Am 9. April 1935 geboren, war er ein unerwünschtes Kind, das von
seiner Mutter schikaniert und brutal geschlagen wurde. „Meine Mutter hat
mich allein großgezogen, aber Liebe bekam ich nie von ihr. Sie prügelte und
trat mich, bis ich am Boden lag und blutete“, erklärt Fritzl.
Einzig seine Intelligenz bietet einen Ausweg aus seinem Unglück. Als Einziger seines Jahrgangs wird Fritzl in die Hauptschule versetzt. „Da habe ich gemerkt, dass ich nicht so dumm sein kann“, erklärt er später. Er absolviert eine Lehre als Elektromechaniker in Linz, dort lernt er seine Ehefrau Rosi kennen. Mit ihr zieht er kurz darauf in sein Elternhaus nach Amstetten – unter ein Dach mit seiner verhassten Mutter.
Rache an der Mutter
Jetzt dreht Fritzl das Rollenspiel um:
Während seine Mama immer gebrechlicher wird, wird der ehemals unterdrückte
Sohn immer mehr zum Despoten. Zuletzt mauerte er gar Fenster ihres Zimmers
zu, damit sie kein Tageslicht mehr sieht und schließlich 1980 stirbt.
Einkerkerung von Elisabeth
In diesen Jahren wird Fritzl immer
mehr zum Tyrannen seiner Familie. Im Sommer 1984 verliert er völlig den Halt
und kerkert in einer Wahnsinnstat seine 18-jährige Tochter Elisabeth im
Keller seines Hauses ein. Seine Begründung: „Meine Tochter lag frühmorgens
apathisch und völlig bekleidet auf ihrem Bett. Sie hatte wieder einmal
Putzmittel geschnüffelt – und deshalb wollte ich mit ihr unten reden. Das
taten wir dann auch, aber auf meine Vorwürfe reagierte sie nur bockig. Ich
wurde fürchterlich zornig und aus diesem Zorn heraus habe ich sie
eingesperrt.“
„Elisabeth gehörte nur mir.“
24 Jahre lang
dauerte das Martyrium der jungen Frau. Angeblich erst nach Monaten
(Elisabeth berichtet anderes) soll er Elisabeth erstmals vergewaltigt haben.
Fritzl heute dazu: „Ich bin zur Vergewaltigung geboren – dafür habe ich doch
relativ lange durchgehalten.“ Sein Verhältnis zu Elisabeth soll besonders
gewesen sein: „Sie wurde alles für mich: meine Ehefrau, meine einzige
wirkliche Vertraute. Denn sie gehörte mir ganz allein.“
Schwere Störung
Psychiaterin Kastner kommt in ihrer 130
Seiten starken Analyse zu einem eindeutigen Ergebnis: Josef Fritzl hat eine
schwere Persönlichkeitsstörung und ist auch in Zukunft eine Gefahr für die
Bevölkerung: „Es steht zu befürchten, dass Herr Fritzl auch in Zukunft
wieder Taten mit schweren Folgen begehen wird.“ Trotz der „schweren Störung“
sei er allerdings während der gesamten Tatzeit zurechnungsfähig gewesen.