Julias Grab ist mit einem schlichten Holzkreuz versehen.
Mehr als fünfeinhalb Jahre nach ihrem Verschwinden im Alter von 16 und sieben Monate nach dem Auffinden ihrer skelettierten Leiche ist Julia Kührer am Samstag in ihrer Heimatgemeinde Pulkau (Bezirk Hollabrunn) unter großer Anteilnahme zur letzten Ruhe geleitet worden. Es war ein bewegender Abschied. Die Eltern hatten sich ein "würdevolles, christliches Begräbnis" gewünscht, das "ein Teil der Privatsphäre" sei. Außerhalb eines eigens geschaffenen Pressebereichs auf dem Friedhof galt ein Fotografier- und Filmverbot.
Die Pfarrkirche St. Michael war trotz eisiger Kälte bis auf den letzten Platz gefüllt, als um 11.00 Uhr die knapp eineinhalbstündige Messfeier begann. Julia solle "in Ruhe und Würde" auf ihrem letzten irdischen Weg begleitetet werden, erinnerte Pfarrer Jerome Ciceu, von dem sie einst die Erstkommunion empfangen hatte und bei dem sie später Ministrantin war. Man stehe "fassungslos" vor ihrem Sarg, auf dem ein Bukett mit vornehmlich weißen Rosen lag.
In seiner Predigt stellte Ciceu die Frage in den Raum, was für ein Mensch Julia auf dem Gewissen habe. Der oder die Täter hätten "heimtückisch" gehandelt. Der Geistliche merkte auch an, dass man sich "Wahrheit" im Zusammenhang mit dem Tod des Mädchens wünsche. Julia sei nun "auf der anderen Seite des Weges", in Pulkau nichts mehr so wie bis zum 30. Juni 2011, dem Tag der Auffindung des Skeletts der jahrelang Vermissten.
Die bewegende Messfeier hatte mit Musik aus der Panflöte ("Engel") begonnen. Es folgte "Die Antwort, mein Freund, weiß ganz allein der Herr". Die Lesung, von einer Ministrantin vorgetragen, stammte aus dem Buch der Klagelieder. Die Fürbitten trugen Freundinnen bzw. Mitschülerinnen Julias vor. Die Beisetzung erfolgte auf dem an die Kirche angeschlossenen Friedhof. Julias mit einem Holzkreuz versehenes Grab liegt direkt an der Mauer.
"Du fehlst"
"Du fehlst" oder "In ewiger Erinnerung" war auf den Schleifen der vielen Kränze in der Pfarrkirche St. Michael zu lesen. "NUN ruhe in Frieden" lautete der letzte Abschiedsgruß von Julias Oma an ihre Enkelin.
Die Schülerin aus Pulkau war am 27. Juni 2006 im Alter von 16 spurlos verschwunden. Am Abend des 30. Juni 2011 entdeckten Nachbarn das Skelett des Mädchens in einem Erdkeller auf einem Grundstück im nahen Dietmannsdorf. Dessen vorübergehend festgenommener Besitzer, der damals 50-jährige Michael K. aus Wien, musste wieder freigelassen werden, weil nach Ansicht des Gerichts "kein dringender Tatverdacht" bestand. Der Mann behauptet seither, die Leiche wäre von Unbekannten auf seinem Grundstück abgelegt worden.
Die Todesursache Julia Kührers war trotz monatelanger Untersuchungen durch Gutachter nicht festzustellen. Die Staatsanwalt Korneuburg gab daher am Montag die Leiche frei. Die Ermittlungen sollen aber fortgesetzt werden.