Wilderer-Drama
Scharfe Kritik an Taktik der Cobra
19.09.2013
Angeblich hätten 13 statt lediglich drei Beamte eingesetzt werden sollen.
Nach den tödlichen Schüssen
des 55-jährigen Wilderers Alois H. am Dienstag in Annaberg (NÖ), bei dem zwei Polizisten, ein Cobra-Beamter sowie ein Rettungs-Sanitäter ums Leben gekommen waren, sind am Donnerstag intern schwere Vorwürfe gegen die Einsatzleitung erhoben worden. Aufgrund von Sparmaßnahmen, so die Kritiker, wären lediglich drei statt der ursprünglich vorgesehenen 13 Beamten zum Einsatz gekommen. Die Cobra wies die Vorwürfe zurück.
Bereits im Sommer sei von "Cobra-Taktikern" auf die Mängel des geänderten Einsatzplanes hingewiesen worden. Dadurch sei ein "unkalkuliertes Risiko entstanden", hieß es in einem an die APA gerichteten Mail. Diese "Gefährdung" sei von der Cobra-Führung "bewusst in Kauf genommen worden und die Rückänderung auf den ursprünglichen Einsatzplan wegen der zu erwartenden Kosten verweigert" worden.
Probleme mit der Ausrüstung
Aus diesen Gründen habe der Wilderer nach dem Schusswechsel "nicht verfolgt werden können, da eine optimale Nachtkampftauglichkeit auf Grund von fehlenden und veralteten Nachtsichtgeräten/Gewehroptiken nicht gegeben" gewesen sei. Zusätzlich prangerte der anonyme Verfasser an, dass "auf den Cobra-Standorten nicht die entsprechende Mannschutzausrüstung vorhanden" sei, um "sich ausreichend gegen Jagdwaffen zu schützen. Einschubplatten als Schutz gegen Langwaffen sind lediglich für einige wenige Einsatzbeamte verfügbar und müssen, so wie auch in Kollapriel, unter Gefährdung vor Ort, also im unmittelbaren Gefahrenbereich, von Mann zu Mann weitergegeben werden." Die Einschubplatten für Kurzwaffen (z. B. Pistolen) seien "teilweise seit Jahren abgelaufen, jedoch in Verwendung".
Cobra weist Vorwürfe zurück
Detlev Polay, Sprecher des EKO Cobra, wies die Vorwürfe zurück: "Durch die Kaltblütigkeit des Täters und sein überaus brutales und rücksichtsloses Vorgehen haben die angesprochenen Themen keinerlei Relevanz für die Auswirkungen. Es lag im vorliegenden Fall ein gemeinsam entwickeltes Einsatzkonzept vor, das allen eingesetzten Bediensteten bekannt war. Dieses basierte auf den Erfahrungen der vergangenen Jahre. Aufgrund der äußeren Gegebenheiten, also Umgebung, Uhrzeit und Witterung, lag der Fokus der Ermittlungen auf dem Fahrzeug."