Nach fast 30 Jahren
Semmering-Basistunnel ist fix
26.04.2008
Niederösterreich und Steiermark stimmen dem neuen Trassenplan von SPÖ-Verkehrsminister Faymann zu . Zudem kommen zwei Bahn-Röhren.
Jahrelang war der Bahntunnel zwischen Niederösterreich, der Steiermark und dem Bund umstritten. Jetzt ist eine Lösung für das Projekt so gut wie fix, da SPÖ-Verkehrsminister Werner Faymann einen neuen, breit akzeptierten Trassenvorschlag vorgelegt hat.
Neustart
Niederösterreichs ÖVP-Landeshauptmann Erwin
Pröll ist zufrieden, stellte gestern aber gegenüber ÖSTERREICH noch
Bedingungen. „Der alte Sondierstollen muss geschlossen werden, weil dort das
Abpumpen von Wasser 500.000 Euro pro Jahr kostet“, sagte der Landesfürst.
Zudem müsse die historische Ghega-Bahnstrecke erhalten bleiben. Und: „Das
alte Projekt ist tot, das neue muss noch durch alle Verfahren“, betonte
Pröll, der mit seinem Widerstand gegen den Semmering-Tunnel mehrere Minister
und steirische Landeshauptleute geärgert hatte.
Zwei Röhren um 2,6 Milliarden
Was Pröll jetzt besonders
gefällt: Der Faymann-Vorstoß sieht zwei Röhren für die Bahn und damit mehr
Sicherheit vor. Zudem wird eine Strecke gewählt, die ökologisch sensible
Gebiete umfährt. Ebenfalls von Vorteil: die Strecke verläuft flacher als das
alte Projekt. Baustart für den Megatunnel ist Ende 2012, bis zur
Fertigstellung vergehen 10 Jahre. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 2,6
Milliarden Euro.
Steirer können endlich jubeln
Auf Zustimmung stößt
Faymanns neuer Trassenplan auch in der Steiermark, die den Tunnelbau seit
langem fordert. SPÖ-Landesfürst Voves jubelte sofort nach dem Sturm-Spiel:
„Es freut mich sehr, dass die steirische Variante doch kommt. Das ist ein
wirklich schöner Erfolg.“
ÖBB-Beschleunigung
Angekündigt hatte Minister Faymann seinen
Coup bereits am 20. April in ÖSTERREICH. „Die Bahn wird ausgebaut und nach
dem Koralm- wird ab 2012 auch der Semmering-Tunnel verwirklicht“. Mit diesen
zwei Projekten soll die ÖBB-Fahrtdauer von Wien nach Klagenfurt von vier auf
zwei Stunden reduziert werden.
Chronologie des Projekts Semmering Basistunnel:
1980 - 1991: Erste Vorplanungen der ÖBB
1992: Bewilligung der Vorarbeiten, aber Verkehrsminister Klima (SP) verfügt befristete Unterbrechung
1993 - 1994: Ende des Baustopps, Start Sondierstollen
1995: Ausschreibung
1998: Widerruf der Ausschreibung durch SPÖ-Minister Einem. Prüfung bestätigt Tunnel als bestes Projekt. Niederösterreich reagiert mit negativem Naturschutzbescheid. Planungen werden erneut gestoppt
1999: VfGH gibt grünes Licht für Tunnel. Niederösterreich kontert mit neuem Naturschutzbescheid. Bau wird wieder storniert
2000 und 2004 Verwaltungsgerichtshof urteilt zwei Mal gegen Niederösterreich, das aber jeweils nur mit neuen Bescheiden reagiert.
März 2005: Regierung zieht Projekt zurück
2006 bis 2007: ÖBB erarbeiten 13 Trassenplanungen
26. April 2008: Minister Faymann legt neuen Vorschlag vor, NÖ zufrieden
2012 - 2022: Derzeit erwartete Bauzeit