Heftig Umstritten

Stadtregierung lässt Entfernung von Stalin-Tafel prüfen

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Die Wiener Regierungsparteien  SPÖ und Neos lassen eine Entfernung der umstrittenen Stalin-Gedenktafel in Meidling prüfen. Die FPÖ spricht sich hingegen für eine sofortige Entfernung aus.

Die Ablehnung eines Antrags auf Entfernung der umstrittenen Stalin-Gedenktafel im Meidlinger Bezirksparlament durch SPÖ, Grüne und KPÖ sorgte zuletzt für gehörig Aufregung - oe24 berichtete. "Stalin war verantwortlich für Millionen Tote, Gulags, politische Unterdrückung und unermessliches Leid. Dass die SPÖ dies offenbar nicht stört, ist ein moralischer Tiefpunkt", poltert Maximilian Krauss, Klubobmann der Wiener FPÖ. Nun reagiert die rot-pinke Stadtregierung und beantragt im Gemeinderat, eine mögliche Entfernung der imposanten Tafel in der Schönbrunner Schlossstraße in Meidling zu prüfen. Diese wurde 1949 enthüllt und in die Obhut der Stadt übergeben. Auf der durch die sowjetische Besatzungsmacht nach dem Krieg montierten Tafel ist zu lesen, dass Josef Stalin 1913 dort vorübergehend wohnte.

Der Stadt obliegt die denkmalpflegerische Obsorge, sie ist im Fall einer Verunreinigung oder Beschädigung zur Reinigung oder Restaurierung verpflichtet. 2012 wurde bereits im Einvernehmen mit dem privaten Hausbesitzer eine Zusatztafel angebracht, in der auf die Opfer des Stalinismus verwiesen wird. Grundsätzlich wird in dem rot-pinken Antrag betont, ist die Stadt stets bemüht, Gedenkorte, die aus heutiger Perspektive eines Kommentars bedürfen, zu kontextualisieren.

Kritik an Tafel Anlass für Antrag

"Damit soll dem Bestreben nachgekommen werden, die dunklen Aspekte der Geschichte der Stadt nicht zu schönen, indem Steine des Anstoßes aus dem öffentlichen Raum verschwinden. Gleichzeitig soll ein verantwortungsbewusster Umgang mit der Geschichte sichergestellt werden und der Raum für Reflexion und Auseinandersetzung erhalten bleiben", heißt es.

Die Diskussion um die Stalin-Gedenktafel verdeutliche die Herausforderungen im Umgang mit historischen Erinnerungsstücken, die kontroverse Aspekte der Geschichte berühren. "Im Zentrum steht die Frage, wie eine verantwortungsbewusste Auseinandersetzung mit der Vergangenheit gestaltet werden kann, ohne historische Verantwortung zu verleugnen, aber auch den Bedürfnissen der heutigen Gesellschaft gerecht zu werden."

Kulturstadträtin soll Optionen abklären

Angesichts der Debatte um die Tafel erscheine es aber notwendig, über den Dialog hinauszugehen und konkrete Maßnahmen hinsichtlich einer Entfernung zu prüfen, wie betont wird. Formal wird Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) ersucht, "weitere Optionen und Handlungsmöglichkeiten" diesbezüglich abzuklären.

Die FPÖ zeigte sich in einer Reaktion prinzipiell zufrieden, staunte jedoch darüber, dass offenbar noch geprüft werde. Nach Ansicht von Klubobmann Maximilian Krauss ist das nicht nötig. "Diese Gedenktafel an einen Massenmörder muss trotz viel zitierter 'historischer Kontextualisierung' umgehend entfernt werden", befand er.

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