Priester wirft hin

Streit um schwulen Pfarr-Rat

09.04.2012

Nach Streit um homosexuellen Pfarrgemeinderat will Priester Gemeinde abgeben.

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© TZ ÖSTERREICH / Bruna
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Gerhard Swierzek, Pfarrer der Gemeinde Stützenhofen im Bezirk Mistelbach (NÖ), will nicht mehr für seine Gemeinde zuständig sein. Der pikante Grund: der endlose Streit um Florian Stangl (26), neues Pfarr­gemeinderats-Mitglied. Stangl ist homosexuell und lebt in einer eingetragenen Partnerschaft.

Mitte März war Stangl von mehr als 80 % der Bevölkerung zum Pfarrgemeinderat gewählt worden. Pfarrer Swierzek lehnte ihn aber erbost als Mitglied ab, die Erzdiözese Wien musste eingreifen.

Kardinal Christoph Schönborn traf sich daraufhin mit Stangl und seinem Lebenspartner zu einem 40-minütigen Mittagessen. Schönborn zeigte sich von dem Paar beeindruckt. Er bestätigte den 26-Jährigen als Mitglied des Stützenhofener Pfarrgemeinderats. Das war für den Ortspriester wohl zu viel: Er werde Kardinal Schönborn bitten, die Pfarre verlassen zu dürfen, sagte er am Sonntag. Seine beiden anderen Pfarren möchte er weiter betreuen: „In Sünde zu leben, dürfe nicht die Norm sein“, kritisierte Pfarrer Swierek den schwulen Pfarrgemeinderat. Ein Mitglied des Pfarrgemeinderats sei schließlich da, um einen Sünder zur Umkehr zu bewegen.

Gemeinde bald ohne Pfarrer?
Jetzt sucht er das Gespräch mit Schönborn. Bisher hat der Kardinal aber noch nicht reagiert, auch noch nicht mit dem Pfarrer gesprochen. Das mache ihn traurig, klagt Swierzek.

Für Gerhard Wolfram, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats Stützenhofen, ist der Streit nervend: „Ich hoffe, dass in unserem Dorf endlich wieder Ruhe einkehrt“, sagt er. Am Sonntag übernahm Priesterpensionist Dechant George van Horick die Messe. Gerhard Swierzek hat sich zurückgezogen.

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ÖSTERREICH: Der Pfarrer Ihrer Gemeinde möchte Stützenhofen nun nicht mehr betreuen. Er wolle nicht, „dass Sünde zur Norm“ wird, gab er als Begründung an …
Florian Stangl: Das ist seine ganz persönliche Entscheidung. Mehr kann ich dazu nicht mehr sagen. Ich möchte endlich in Ruhe weiterleben können.
ÖSTERREICH: Welche Konsequenzen hat die Entscheidung des Pfarrers für Sie?
Stangl: Gar keine. Ich bin als Pfarrgemeinderat gewählt und werde diese Funktion auch ausüben. Mit der Entscheidung des Pfarrers hat das nichts zu tun. Ich werde mich jetzt aus der Öffentlichkeit zurückziehen und mich voll auf mein neues Amt konzentrieren.

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