Nach und nach kristallisieren sich die Hintergründe der Schießerei am Parkplatz vor dem Cineplexx in Wiener Neustadt heraus. Opfer und Täter hatten sich getroffen, um die Konditionen eines 50.000-Euro-Kredits ein für alle Mal zu klären.
NÖ, Wien. Mit drei Kugeln aus einer Pistole wurde der in Wien wohnhafte Türke Fatih E. in der Nacht auf Sonntag um 0.30 Uhr erschossen. Der 34-jährige aus Meidling mit dem auffallenden Tattoo am Hals hatte sich dort mit einem Landsmann und Ex-Geschäftsführer eines offenbar im Sommer pleitegegangenen Supermarktes in Wiener Neustadt getroffen, dem er, so heißt es aus der Community, 50.000 Euro geliehen hatte.
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Über die Rückzahlung des Betrages - vor allem über die Zinsen - dürfte es allerdings grobe Unstimmigkeiten gegeben haben. Schon einmal hätten die beiden sich deshalb getroffen, sich nicht verständigen können und ein neues "Meeting" vereinbart. Dabei soll der jüngere Gläubiger dem 42-jährigen Schuldner unmissverständlich gedroht haben: "Ich brauch das Geld. Sonst heißt es: Du oder ich!"
Beim Treffen vor dem Cineplexx in Wiener Neustadt - wo an diesem Abend als Spätvorstellung der Selbstjustiz-Thriller "The Equalizer 3, The Final Chapter" - lief, eskalierte der Streit. Und während kurz nach Mitternacht Dutzende Besucher, die nach der Vorstellung noch etwas konsumiert hatten, ins Freie strömten, fielen plötzlich drei Schüsse. Am Boden lag tödlich getroffen der Großgrünmarkt-Geschäftsmann Fatih E., während sein Kontrahent Hasan D. (für den die Unschuldsvermutung gilt) mit seinem Auto das Weite suchte und nach Ungarn abdampfte. Aufgrund eines europäischen Haftbefehls konnte der zweifache Familienvater aus Sollenau schon Sonntagvormittag in Ungarn verhaftet werden.
Nach der Festnahme des 42-Jährigen geht es nun um die Auslieferung des Verdächtigen nach Österreich. Ein entsprechendes Begehren sei mit dem europäischen Haftbefehl gegeben, der gegen den zunächst Flüchtigen ausgestellt worden war, erläuterte Silke Pernsteiner, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, am Montag.
Über die Auslieferung des türkischen Supermarkt-Betreibers entscheiden die ungarischen Behörden. Fällt sie positiv aus, wird ein Termin vereinbart, an dem der Beschuldigte an der Grenze übergeben wird, damit das Verfahren in Österreich geführt werden kann. Gegen den 42-Jährigen wird wegen des Verdachts des Mordes ermittelt.