Traditions-Handwerk

Trockenmauern sind jetzt immaterielles UNESCO-Kulturerbe

09.12.2024

Die Kunst des Trockensteinmauerns wurde in die Liste der UNESCO als immaterielles Kulturerbe der Menschheit aufgenommen. 

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© Pamela Schmatz
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Dank der besonderen klimatischen Verhältnisse entwickelte sich in der Wachau – wie auch in und um Krems – schon sehr früh der Weinbau, der die Region bis heute wirtschaftlich und landschaftlich prägt. Sichtbarstes Zeichen dafür sind die Weinterrassen, die von Trockensteinmauern gestützt werden. 

Mit 5. Dezember fand in Paraguay nun eine für Österreich bedeutende Erweiterung einer Eintragung in die Repräsentativen Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit der UNESCO statt. Die Baukunst von Trockensteinkonstruktionen wurde um die Länder Andorra, Belgien, Irland, Luxemburg und Österreich ergänzt. Diese fünf Länder reihen sich zu den bereits seit 2018 eingetragenen acht Nationen – Frankreich, Griechenland, Kroatien, Italien, Slowenien, Spanien, Schweiz und Zypern – und verdeutlichen die europaweite Verbreitung und kulturelle Bedeutung dieser Technik.

Die Baukunst der Trockensteinmauer

Trockensteinmauern bestehen aus sorgfältig aufeinandergeschichteten Steinen, die ohne Mörtel oder andere Bindemittel stabilisiert werden. Lediglich trockene Erde wird gelegentlich als Verfüllmaterial genutzt. Die Stabilität dieser Konstruktionen beruht auf der präzisen Auswahl und Platzierung der Steine, was fundiertes handwerkliches Können und langjähriges Erfahrungswissen voraussetzt. In vielen europäischen Ländern, darunter Österreich, haben diese Mauern das Landschaftsbild nachhaltig geprägt und werden bis heute im ländlichen Raum verwendet – zur Abgrenzung von Grundstücken, zur Terrassierung von Hängen und für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung schwer zugänglicher Flächen.

© Christine Emberger

In Österreich hat das Wissen um die Trockensteinmauern eine lange Tradition. Besonders in Weinbauregionen wie der Wachau ist diese Technik fest verankert und wird seit Generationen weitergegeben. Wo früher das Wissen primär innerhalb von Familien – vor allem durch die Winzerinnen und Winzer – vermittelt wurde, hat es sich inzwischen auch in den institutionellen und privatwirtschaftlichen, Bereich verlagert. Mit der Zeit wurden Trockensteinmauern zunehmend zum integralen Bestandteil der österreichischen Kulturlandschaft, und das handwerkliche Wissen wurde durch neue Schulungsangebote und Initiativen wie die „Trockensteinmauerschule Österreich“ weiterverbreitet. 

Wichtiger Beitrag zur Nachhaltigkeit 

Trockensteinmauern sind nicht nur eine ästhetische und kulturelle Bereicherung, sondern auch eine nachhaltige Bauweise, die natürliche Materialien der Umgebung verwendet und einen positiven Beitrag zur Biodiversität leistet. Die Zwischenräume der Steine bieten Lebensräume für zahlreiche Tierarten wie Insekten und Reptilien und tragen so zur Förderung des ökologischen Gleichgewichts bei. Bundesminister für Kultur Werner Kogler (Grüne) würdigt die Tradition als wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit:  "Mit traditionellen Techniken wie dem Trockensteinmauern können Ökosysteme und die biologische Artenvielfalt vor den negativen Auswirkungen des Klimawandels bewahrt werden. Ich gratuliere den Traditionsträgerinnen und –trägern herzlich zu dieser Auszeichnung“.

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