Lebende Fossilien

Urzeitkrebse im Tullnerfeld gefunden

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Erstmals seit den 70er Jahren sind im Tullnerfeld in Niederösterreich so genannte Urzeitkrebse gefunden worden.

Gelsenforscher und Zoologe Bernhard Seidel hat die Tiere aus der Gruppe der so genannten Muschelschaler (Conchostraka) im Rahmen seiner Stechmücken-Untersuchungen in einem Straßengraben in der Nähe von Tulln entdeckt. Bisher waren die äußerst seltenen Tiere hauptsächlich aus dem burgenländischen Lackengebiet und aus dem Gebiet um die March bekannt.

400 Mio. Jahre Vergangenheit
Muschelschaler werden maximal zwei Millimeter groß und werden daher oft übersehen. Gemeinsam mit den deutlich größeren - und spektakuläreren - Gruppen Feenkrebse (Anostraka) und Rückenschaler (Notostraker) werden sie auf Grund ihres Alters Urzeitkrebse genannt. Die Muschelschaler gab es bereits vor 400 Millionen Jahren, sie haben sich bis heute auch kaum verändert. Sie haben, wie der Name schon sagt, zwei Klappen, die sie auf den ersten Blick wie eine winzige Muschel aussehen lassen.

Dauereier ermöglichen das lange Bestehen der Art
Urzeitkrebse brauchen zum Überleben so genannte temporäre Gewässer, also Tümpel, die nur hin und wieder mit Wasser gefüllt sind. Ihre Spezialität sind nämlich extrem widerstandsfähige Dauereier. Diese können viele Jahre in Trockenheit überstehen. "Sicher belegt ist, dass diese Dauereier nach 27 Jahren noch schlupffähig sind, möglicherweise sind es aber auch Hunderte von Jahren", erklärte dazu Urzeitkrebs-Spezialist Erich Eder (Universität Wien) gegenüber der APA.

Durch die dauerhafte Trockenlegung vieler Gebiete sind die regelmäßigen Fundorte von Urzeitkrebsen in Österreich sehr selten geworden. Durch den Fund in einem Straßengraben könnte dazu allerdings ein neues Kapitel eröffnet werden. Möglicherweise hat in derlei Gewässern bisher niemand nach den Tieren gesucht", so Seidel.

Hochwasser brachte biologische Schätze
Für Eder ist es kein Zufall, dass der Fund gerade heuer glückte. Immerhin habe es Hochwässer in diesem Gebiet gegeben, möglicherweise wurden die Eier dadurch eingeschwemmt. "Für mich demonstriert der Fund aber auch, wie zäh die Natur ist und wie sinnvoll Renaturierungen von ehemaligen Feuchtgebieten auch nach Jahrzehnten noch sein können."

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