Nach dem Horror von Amstetten werden mehrere Vermisstenfälle neu aufgerollt. Dabei stellt sich die Frage, ob es noch weitere Verliese gibt.
Jedes Jahr werden bei den Behörden 2.000 Menschen als vermisst gemeldet – die meisten kehren nach wenigen Tagen nach Hause zurück. Doch seit den 50er-Jahren verschwanden 700 Österreicher auf Nimmerwiedersehen, 120 davon waren zum Zeitpunkt der Abgängigkeit Jugendliche – wobei jedes Jahr bis zu fünf Teenager dazukommen, die von den verzweifelten Eltern und der bemühten Polizei (leider vergebens) gesucht werden.
Spektakuläre Fälle
Bereits im Februar hat das
Bundeskriminalamt ein „Cold Case Management“ eingerichtet und die
Landeskriminalämter jetzt nach dem Fritzl-Horror erneut daran erinnert: Dass
besonders spektakuläre Fälle von anderen Ermittlern wieder aufgerollt werden
sollen. BK-Sprecher Helmut Greiner: „Konkret geht es um 13 Mädchen und
Burschen wie zum Beispiel Julia Kührer oder Yvonne Feichtinger, von denen es
trotz unzähliger Aufrufe in den Medien nicht die geringste Spur gibt. In
solchen Fällen haben die ursprünglichen Fahnder am Ende schon einen
Tunnelblick, wichtige Details könnten übersehen worden sein. Die neuen
Kollegen fangen bei Stunde null an.“ Es ist tatsächlich wie in der TV-Serie
„Cold Case“: Die Aktenberge werden durchforstet, Verhöre noch einmal
geführt, neue Zeugen gesucht, alte Hinweise ein weiteres Mal unter die Lupe
genommen.
Aufzeichnungen fehlen
Dass die eine oder andere Spur in einen
Zivilschutzbunker wie in Amstetten führt, ist nicht auszuschließen. Manche
fordern, dass alle (privaten) Bunker in Österreich überprüfen werden sollen.
Nur: Es fehlt jede zentral erfasste Aufzeichnung darüber, wie viele es gibt.
Walter Schwarzl vom Zivilschutzverband: „Da müsste man jeden einzelnen
Bürgermeister als zuständige Baubehörde fragen. Außerdem haben viele die
Errichtung eines Bunkers damals gar nicht gemeldet, damit die Nachbarn
nichts davon erfahren.“ Sei es, weil sie im Ernstfall den Platz im Bunker
nicht teilen oder sonst etwas verbergen wollten …