Spektakulärer Ausbruch aus der Justizanstalt St. Pölten: Zwei Untersuchungshäftlinge haben sich Donnerstag früh mit zusammengeknüpften Leintüchern abgeseilt.
Das berichtete der Leiter der Justizanstalt St. Pölten, Oberstleutnant Günther Mörwald. Die flüchtigen Serben Petrit Prenkaj (28) und Ilir Gashi (22) waren am frühen Nachmittag noch nicht gefasst.
Filmreifer Ausbruck
Der Ausbruch des Duos, wegen
Eigentumsdelikten wie Diebstahl in Untersuchungshaft, begann im zweiten
Stock über einen verbauten Lüftungsschacht von der Toilette. Dessen Zugang
war mit Ziegeln gesichert, die die Flüchtigen entfernten. So gelangten sie
auf den Dachboden, wo sie ein Fenster aufstießen. Vom Dach seilten sie sich
auf einen versetzten Wachturm ab. Danach führte der Fluchtweg die Männer
zunächst auf die Mittel- und schließlich auf die Außenmauer. Von dort
sprangen sie vermutlich in die Freiheit.
Bei Ausbruch Verletzungen zugezogen
Die Flüchtigen dürften sich
bei dem Ausbruch verletzt haben, berichtete der St. Pöltner
Stadtpolizeikommandant, Oberstleutnant Franz Bäuchler. Am Stacheldrahtzaun
der Außenmauer wurden Blutspuren gefunden.
Die beiden Männer wurden am Vormittag in der Nähe der Kopalkaserne gesichtet. Es bestand der Verdacht, die Ausbrecher hätten sich womöglich in der Anlage des Bundesheeres versteckt. Trotz sorgfältiger Suche waren die Flüchtigen jedoch nicht zu schnappen, eine Fahndung nach den Serben wurde gegen 13.30 Uhr vorläufig eingestellt. "Wenn sie jemand sieht, geht das Prozedere natürlich wieder von vorne los", so Bäuchler.
Gewicht machte Flucht leichter
Begünstigt wurden die Kriminellen
bei ihrer Flucht durch ihr vergleichsweise geringes Körpergewicht. Die
Männer wiegen 63 und 70 Kilogramm. Weil sie sehr schlank sind, haben sie
durch den Lüftungsschacht gepasst. "Sie haben es wohl einfach
versucht", berichtete der stellvertretende Leiter der Justizanstalt St.
Pölten, Oberstleutnant Erich Huber-Günsthofer. Huber-Günsthofer sprach von
einem baulichen Mangel innerhalb der Justizanstalt. Die Lüftungsschächte
bestehen dort seit etwa 100 Jahren und waren zugemauert, wie auch jener, wo
die Flucht ihren Ursprung nahm.
264 Häftlinge aus 28 Nationen
In der St. Pöltner
Strafanstalt sitzen im Moment 264 Häftlinge aus 28 Nationen ein, in
Gesamtösterreich sind es zwischen 8.500 und 9.000. Ausbrüche aus
Haftanstalten sind in Österreich eine Seltenheit. Mörwald: „Die aktuelle
Zahl in den 28 Anstalten liegt unter zehn.“ Günther Mörwald führt das auf
die gute und regelmäßige Schulung der Justizwachebeamten und auf die
modernen Sicherheitseinrichtungen zurück.
Hinweise an die Stadtleitzentrale, Telefon: 02742 803 35 22 22