Liebes-Outing

Arigona-Pfarrer schockt Kirche

08.03.2009

Nach Friedls Bekenntnis zur Freundin empören sich die Konservativen.

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© TZ ÖSTERREICH/ Johannes Kernmayer
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Riesenwirbel herrscht in der katholischen Kirche nach dem Outing des Ungenacher Pfarrers Josef Friedl (ÖSTERREICH berichtete). Der Geistliche, populär geworden durch seine Unterstützung von Arigona Zogaj, bekannte sich offiziell zu seiner Lebensgefährtin und forderte einen Probezölibat. Ein junger Priester solle sich erst nach ein paar Jahren entscheiden müssen, ob er wirklich ehelos leben wolle, so Friedl.

Verständnis
Vom „linken“ Flügel der Kirche werden diese Aussagen natürlich begrüßt. Die Laieninitiative der ÖVP-Politiker Erhard Busek und Andreas Khol etwa forderten schon im Jänner die Abschaffung des Pflichtzölibats. Auch der ehemalige Vorsitzende der Plattform „Wir sind Kirche“, Hubert Feichtlbauer, sprach sich schon mehrmals gegen den Zölibat aus.

Argwohn
Am „rechten“ Rand der Kirche werden die Vorstöße von Pfarrer Friedl allerdings mit Argwohn aufgenommen.

Bischofskonferenz
Bei der Bischofskonferenz, die im Augenblick in Innsbruck tagt, wird der missachtete Zölibat des Pfarrers mit Sicherheit auch Thema sein. Die Bischöfe halten sich zwar noch bedeckt. Verständlich, dass sie nach dem Wirbel rund um die Piusbruderschaft und Pfarrer Gerhard Maria Wagner, der das Amt des Linzer Weihbischofs nicht antrat, eine weitere Diskussion in der Öffentlichkeit verhindern wollen: „Ich werde keinen Streit über die Medien austragen“, sagt etwa der Salzburger Weihbischof An­dreas Laun im Gespräch mit ÖSTERREICH. Aber: „Es gibt ganz klare Regeln in der katholischen Kirche, die kann man überall nachlesen. Pfarrer Friedl muss das, was er tut, mit seinem Gewissen vereinbaren“, so Laun weiter.

"Vorbild für die Ehe"
Klarere Worte findet Pfarrer Johann Enichlmayr: „Der Zölibat ist eine klare Entscheidung des Herzens. Wenn wir Priester das nicht mehr zusammenbringen, geben wir auch für die Zukunft der Ehe kein gutes Vorbild mehr ab“, so Pfarrer Enichlmayr, der Mitglied im konservativen Linzer Priesterkreis und ein enger Vertrauter des umstrittenen Pfarrers Wagner ist.

Entscheidung nötig
Gerhard Höberth ist ein Pfarrer, der weiß, was es heißt, nicht im Zölibat zu leben. Der Wiener Geistliche war früher evangelischer Priester, ist verheiratet und hat vier Kinder. Vor zwei Jahren konvertierte er zum katholischen Glauben und ist seither Österreichs einziger katholischer Priester, der verheiratet ist. Allerdings: Zölibatsgelübde musste er keines ablegen: „Ich bin dafür, dass der Zölibat einen hohen Stellenwert in der Kirche beibehält“, sagt Höberth. „Ich selbst hätte ein Problem damit, wenn ich ein Zölibatsgelübde abgelegt und trotzdem eine Freundin hätte. Dann würde ich mich für eines von beiden entscheiden“, so Höberth.

Chefsache
Pfarrer Friedls Vorstoß ist jedenfalls mittlerweile Chefsache. Aus dem Büro des Linzer Bischofs Ludwig Schwarz, der für die Gemeinde Ungenach zuständig ist, heißt es: „Der Bischof ist im Gespräch mit dem Pfarrer.“

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