Der Asylantrag von Arigona und ihrer Mutter wurde zugelassen. Jetzt sind Arigonas Geschwister in Österreich aufgetaucht – 15 Monate nach der Abschiebung.
Dramatische Wende im Fall Arigona Zogaj: Ihre Geschwister erreichten nach über drei Wochen Flucht Österreich - das Land, in dem sie fünf Jahre lang aufgewachsen sind. Und: Das Land, aus dem sie vor 15 Monaten abgeschoben wurden.Sonntagabend kamen die Zogaj-Geschwister in Oberösterreich an. Übermüdet, aber glücklich verstecken sie sich seither an einem geheimen Ort.
Geburtstag mit der Familie
Am Montag Vormittag kam es zu
berührenden Szenen: Arigona wurde von einem Bekannten mit dem Auto zum
Versteck ihrer Geschwister gebracht. Sie befinden sich derzeit im Bezirk
Vöcklabruck. Erstmals seit über einem Jahr konnten sie sich wieder in den
Arm nehmen. Ausgerechnet am 17. Geburtstag Arigonas fand das tränenreiche
Familientreffen statt. Mittlerweile konnte auch die Mutter Nurie Zogaj all
ihre Kinder wieder sehen.
Dramatische Flucht
Mit dieser Wiedervereinigung geht eine
dramatische Flucht zu Ende. Albona (7), Albin (9), Alfred (17) und Alban
(19) flüchteten noch vor Weihnachten aus dem Kosovo und waren seitdem
unterwegs. Ihre Route führte sie quer durch Serbien, über Ungarn nach
Österreich. Am Sonntag stiegen sie für die letzte Etappe in den Zug.
Strecke: Debrecen-Budapest-Wien-Vöcklabruck. Kurz vor Mitternacht setzten
sie wieder Fuß auf österreichischen Boden.
Arigona: Asylantrag zugelassen
Derzeit riskieren die Kinder
jederzeit, wenn die Behörden sie erwischen, in ihre Heimat abgeschoben zu
werden. Mit ein wenig mehr Geduld hätte es wahrscheinlich nicht so kommen
müssen. Denn gestern wurden Arigona und ihre Mutter von der Fremdenpolizei
in Thalheim einvernommen. Das Resultat: Der Antrag auf Asyl wurde zugelassen
- ein wichtiger Schritt für den legalen Aufenthalt von Arigona und ihrer
Mutter. Bisher waren die beiden in Österreich lediglich geduldet worden. Der
Grund war der schlechte Gesundheitszustand von Nurie Zogaj. Christian
Schörkhuber von der Volkshilfe: "Das heißt, dass die beiden erstmals wieder
eine vorläufige Aufenthaltsbewilligung haben. Jetzt wird das Verfahren
eingeleitet, bei dem auch der katastrophale Gesundheitszustand von Nurie
erneut geprüft wird.“
Hätten die Geschwister mit ihrer Flucht noch ein paar Tage gewartet, wäre durch den Flüchtlingsstatus eine offizielle Familienzusammenführung möglich gewesen. Jetzt, da sie illegal eingereist sind, wird alles komplizierter, so Schörkhuber: "Ich weiß nicht, wie es weitergeht. Die illegale Einreise war auf jeden Fall kontraproduktiv.“
Dreckiges Lager
Das Leben vor der Flucht war schrecklich für die
vier Kinder: 15 Monate lang lebten die Geschwister vom Vater allein gelassen
im Kosovo in einem Haus ohne Strom. Die Verzweiflung war kurz vor
Weihnachten so groß, dass die Flucht beschlossen wurde. ÖSTERREICH besuchte
sie dort und fand grauenhafte Umstände vor: Die Wachposten des Lagers
patrouillierten mit Schlagstöcken, alles war total verdreckt.