KTM hatte ursprünglich die Auszahlung des Weihnachtsgeld vor 24. Dezember angekündigt - daraus wurde nichts.
Vor dem krisengebeutelten Unternehmen KTM in Mattighofen im Innviertel in Oberösterreich haben Mitarbeiter eine Weihnachts-Botschaft an ihren Chef Stefan Pierer hinterlassen: "Frohe Weihnachten, Stefan. Wünschen dir deine Angestellten, die dich zum Milliardär gemacht haben und denen du nicht einmal mehr ihren Lohn und ihr Weihnachtsgeld bezahlst."
Das Landesgericht Ried hat am 20. Dezember die Fortführung der insolventen KTM AG und ihrer Töchter KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH beschlossen. Die Eigenverwaltung im Sanierungsverfahren bleibt erhalten. Die Zahl der Kündigungen könnte um 200 geringer ausfallen als befürchtet. Und es gibt offenbar Absichtserklärungen von drei Investoren. Die Aktien der KTM-Muttergesellschaft Pierer Mobility haben daraufhin einen Kurssprung von 25 Prozent hingelegt.
"Im Sanierungsplan waren noch 500 Kündigungen vorgesehen", sagte Insolvenzverwalter Peter Vogl, nun dürften aber "maximal 200" erforderlich sein. Die Dezemberlöhne sollen die Mitarbeiter binnen der gesetzlichen Frist - also Ende des Monats bzw. bis zum 15. Jänner - bekommen, versicherte er. Die vom Unternehmen zuerst angekündigte Akontozahlung war nicht erfolgt, "weil die Liquidität nicht so kurzfristig sichergestellt werden konnte.
Die Novembergehälter und das Weihnachtsgeld sollen die KTM-Beschäftigten aus dem Insolvenzentgeltfonds bekommen. Das sei bereits beantragt und wenn alles gut laufe, können sich die Betroffenen darauf einstellen, das Geld Ende Jänner zu bekommen, berichtete Sabine Wenzelhuemer, Insolvenzexpertin der Arbeiterkammer Oberösterreich, die für den Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer (ISA) rund 3.500 Personen vertritt.
Schlechte Nachrichten ab dem ersten Halbjahr
Begonnen hatte die Spirale der schlechten Nachrichten bereits im ersten Halbjahr, als der Mutterkonzern Pierer Mobility 373 Jobs strich - gut 300 davon am KTM-Standort Mattighofen - und wenig später noch einmal 120 bei der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH. Für die ersten sechs Monate 2024 meldete der börsennotierte Motorrad- und Fahrradhersteller schließlich einen Umsatzrückgang von 27 Prozent auf 1 Mrd. Euro, bei einem Periodenverlust von 172 Mio. Euro. Im August wurde der Abbau weiterer 200 Jobs angekündigt. Mitte November wurde bekannt, dass KTM einen dreistelligen Millionenbetrag benötige, es folgte die Ankündigung von neuerlich 300 Kündigungen und eines Produktionsstopps für Jänner und Februar.
Ende November leitete die Pierer Industrie AG ein europäisches Restrukturierungsverfahren - ein neuartiges Vorinsolvenzverfahren - ein. Kurz darauf meldeten die KTM AG und ihre beiden Töchter Insolvenz an. 250 der mehr als 3.600 Mitarbeitenden wurden bereits gekündigt. Weitere sollen noch folgen - anfangs hieß es 500, nun könnten es doch nur mehr 300 sein. In der Belegschaft herrscht Ungewissheit, wen es treffen wird. Nachdem auch eine Tochterfirma der insolventen KTM Components GmbH, die Vöcklabrucker Metallgießerei GmbH, einen Konkursantrag gestellt hat, verlieren dort zusätzlich 134 Menschen ihre Jobs.
Produktion steht still
Der angekündigte Produktionsstopp wurde vorgezogen, die Fertigung in Mattighofen steht seit Freitag 13. Dezember still. Im Jänner und Februar erfolgt dann die bereits angekündigte Betriebsunterbrechung - mit Lohn-und Gehaltskürzung - wegen des hohen Lagerbestands. Wie berichtet stehen bei KTM rund 130.000 Motorräder auf Lager, die zumindest teilweise nicht der ab kommenden Jahr geltenden Euro5+ Abgasnorm entsprechen sollen. Als Insolvenzursache verwies das Unternehmen aber unter anderem auf gestiegene Standortkosten und auf die Rezession.