Tod im Kreißsaal
Geburtsdrama kommt vor Gericht
05.07.2009
Anfang September 2008 starb eine Frau bei der Geburt ihres vierten Kindes.
Harald Thallinger (43) hat Angst vor dem Tag, an dem er vor Gericht noch einmal alles durchleben muss, was am 2. September 2008 passiert ist. Es sollten Freudenstunden für die Familie aus Pinsdorf werden. Doch seither ist nichts mehr, wie es einmal war:
Gebärmutterriss
Izeta Thallinger (41) starb im LKH Gmunden
bei der Geburt ihres vierten Kindes an einem Gebärmutterriss. „Mir wird
schwarz vor Augen, ich habe Angst“, waren ihre letzten Worte. Seitdem
kümmert sich Harald Thallinger rund um die Uhr um seine Buben Eric (9),
Erwin (6), Emil (3) und Baby Elvis, das die Katastrophe im Kreißsaal heil
überstanden hat.
Akte gefälscht
„Die Ärzte haben die Gefahr völlig
unterschätzt“, war sich Witwer Thallinger von Anfang an sicher. Und bald
gaben ihm Gutachten recht: Die tödliche Komplikation im OP hätte vermieden
werden können. Es habe massive Behandlungsfehler gegeben. Unfassbar auch:
Der verantwortliche Oberarzt, Elmar K., und der Primar der Gynäkologie,
Gerald H., sollen Izetas Patientenakte gefälscht haben, um den Fall zu
vertuschen.
Anklage
Gegen den sofort suspendierten Oberarzt wurde ein
Verfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet. Jetzt sind laut
Staatsanwaltschaft Wels alle Ermittlungen abgeschlossen. „In den nächsten
Tagen gehen die Bescheide an die Beteiligten“, heißt es bei Gericht.
„Wie ich erfahren habe, wird die Staatsanwaltschaft Anklage erheben“, so der Anwalt der Familie Thallinger, Roland Schachinger, zu ÖSTERREICH. In wenigen Wochen wird der Prozesstermin feststehen. Und ich hoffe, dass der Fall dann restlos geklärt wird“, sagt der Witwer.
Geldsorgen
Der Ausgang des Strafverfahrens wird auch die
finanzielle Zukunft der Hinterbliebenen bestimmen: Die
Spitalsbetreibergesellschaft Gespag zahlt derzeit nur unter Vorbehalt eine
Pflegekraft für die Betreuung der Kinder, die im Spital ihre Mutter verloren
haben.
Und Geld ist knapp im Familienhaushalt: Als Mama Izeta mit Elvis schwanger wurde, baute das Ehepaar sein Domizil aufwendig aus. Trotz der drückenden Schulden ist Papa Harald jetzt in Karenz, um seinen Söhnen auch die Mutter zu ersetzen.