Nach dem Linzer Domglocken-Prozess könnte das Geläute bei uns bald verstummen.
222 Glockenschläge zwischen 22 Uhr abends und sechs Uhr früh beim Linzer Dom, allein zu Mitternacht 28 Schläge. Architekt Wolfang Lassy wohnt 75 Meter Luftlinie entfernt: „Ich leide an Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszuständen und Schlafmangel.“
In Linz: Außergerichtliche Einigung bald möglich
Lassy klagte. Mit dem Fazit, dass sich der Architekt, Anwälte, Dompfarrer Maximilian Strasser und Mediator Christoph Reichenberger nach dem Prozess am Freitag nun außerhalb des Gerichtssaals wiedertreffen. Der Mediator: „Wir streben einen Konsens an.“
Drei Varianten. Die sehen so aus: Einigung, Mediation oder Prozessfortsetzung. Das Gericht hat für alle Fälle schon einmal einen Termin im April reserviert.
Lassy steht mit seinem Unmut („laute Glockenschläge sind schädlicher als Fluglärm“) nicht alleine da. Wie in Wien beim Stephansdom wurde vielerorts das nächtliche Läuten zwar eingestellt, doch eine Vielzahl von Anrainern fühlt sich dennoch durch Glockengeläute gestört. So gab etwa im benachbarten Bayern 2012 der Verwaltungsgerichtshof einer Anrainerin recht, die gegen das Läuten einer evangelischen Kirche in Aschaffenburg geklagt hatte.
Erfolgschancen. Auch in Österreich stehen die Chancen für derartige Klagen gut, ist sich der Wiener Star-Anwalt Nikolaus Rast sicher: „Ich betrachte eine Sammelklage als aussichtsreich. Wer klagen will, der kann sich an mich wenden.“
"Läuten ist Emission"
ÖSTERREICH: Wie schätzen Sie die Erfolgschancen einer Sammelklage ein?
Nikolaus RAST: Ich mache eine Sammelklage, weil ich das keineswegs als aussichtslos betrachte. Ich wohne selbst nicht in der Nähe einer Kirche, halte das Geläute aber für eine Beeinträchtigung der Lebensqualität.
ÖSTERREICH: Es hat aber auch Tradition, wer könnte sich dadurch gestört fühlen?
RAST: Etwa Menschen, die andere Arbeitszeiten haben, also Schichtarbeiter. Kinder sind ebenso betroffen. Ebenso wie Andersgläubige. Es stellt sich nämlich die Frage, wie diese Menschen eigentlich dazukommen. Das Läuten von Kirchenglocken ist für mich eine Emission.
(kov)