Linz Textil brannte
Hat Ex-Mitarbeiter die Firma angezündet?
10.01.2010
Die Polizei nahm am Sonntag nach dem Feuer einen 25-Jährigen fest.
Den Großbrand in der Linz Textil in der Nacht auf Samstag dürfte ein entlassener 25-jähriger Mitarbeiter aus Rache gelegt haben. Der Festgenommene bestreitet die Tat zwar, die Beweislast ist aber erdrückend: Auf Videoaufnahmen vom Firmengelände ist eine Person zu erkennen, die dem Verdächtigen verblüffend ähnelt und über ein Tor klettert. Daran konnte Blut sichergestellt werden, der Mann wies eine frische Schürfwunde auf und in seiner Wohnung entdeckte die Polizei eine zerrissene Hose. Details wurden am Sonntag in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz bekanntgegeben.
Wendung
"Samstagabend hat sich eine schlagartige Wendung
ergeben", berichtete Oberösterreichs Sicherheitsdirektor Alois Lißl. Der
25-Jährige war bereits in den frühen Morgenstunden befragt worden. Als er am
Abend erneut zur Polizei gerufen wurde, wurde er mit den Indizien
konfrontiert, es klickten die Handschellen. Nach dem ersten Großbrand Ende
Oktober vergangenen Jahres und dem folgenden Feuer Mitte Dezember hatte das
Unternehmen die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, dazu gehörte ein striktes
Rauchverbot. Der nunmehrige Tatverdächtige, für den die Unschuldsvermutung
gilt, hielt sich nicht daran und wurde entlassen.
Einvernahme
In den Einvernahmen habe der Mann zwar zugegeben, aus
Unmut über die Geschäftsleitung das Firmengelände betreten zu haben, um
einen Stapler zu beschädigen, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft Linz,
Rainer Schopper. Er sei aber wegen einer ihm unbekannten Person geflüchtet.
Mitarbeiter, die in der Nacht Dienst versahen, hätten aber keinen
Betriebsfremden gesehen. Einen ersten Hinweis auf eine mögliche
Brandstiftung lieferte der Schichtleiter bereits unmittelbar nach Ausbruch
des Feuers: Er sah noch, dass anfangs nur eine Viskosepalette in Flammen
stand, konnte sie aber nicht mehr löschen.
Nachdem die Feuerwehr ihre Arbeiten beendet hatte, sei in dem Bereich gezielt nach Ursachen geforscht worden, erklärte Lißl. Am Nachmittag habe man mit Sicherheit ausschließen können, dass der Brand durch einen technischen Defekt ausgelöst wurde. Durch die enge Zusammenarbeit von Firmenleitung und Polizei sei man auf den Verdächtigen gestoßen, so der Sicherheitsdirektor. Schopper kündigte für die kommenden Tage weitere Untersuchungen an, u.a. eine DNA-Analyse. Man gehe zwar derzeit davon aus, dass die ersten beiden Großbrände durch technischen Defekte ausgelöst wurden, ermittle aber auch hier erneut.
Großbrand
Das Feuer am 20. Oktober war in einem Kartonlager
ausgebrochen, Teile des Daches stürzten ein. Der Schaden belief sich auf
200.000 Euro. Beim folgenden Brand am 14. Dezember entzündeten sich
Viskosegarne und Verpackungsmaterialien, die 800 Quadratmeter große Halle
brannte völlig nieder. Ware im Wert von zwei Millionen Euro wurde
vernichtet, der Gebäudeschaden machte drei Millionen aus. Die beim dritten
Feuer in einer 2.000 Quadratmeter großen Halle angerichtete Schadenssumme
dürfte laut Christian Puchner von der Berufsfeuerwehr Linz in etwa gleich
hoch sein.