Sieben Banken überfallen

Hier geht Obama-Räuber ins Gefängnis

01.04.2011


Sie nannten ihn nur „Flocke“, im Heimatdorf nahm man ihn nicht so ernst.

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© TZ Österreich Schwarzl
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„Das hätte ich dem Hund nicht zugetraut“ – so die Reaktion eines Nachbarn von Roland L. Dass der 45-Jährige aus dem kleinen Ort Gangkofen in Niederbayern der meistgesuchte Gangster Oberösterreichs ist, müssen die meisten erst verdauen. Zwar wusste man nicht nur in ­seiner Stammkneipe von seiner kriminellen Vergangenheit, bis 2006 hatte er wegen Bankraubs gesessen. Aber: „Er war hilfsbereit, freundlich und friedlich“, so die einhellige Meinung.

Berechnend
Ein anderes Bild zeichnen die Ermittler des Landeskriminalamtes: „Ein Krimineller, wie er im Buche steht“, so ein leitender Beamter. Berechnend und kaltblütig habe er seine Taten begangen, die OÖ seit Oktober 2008 in Atem gehalten hatten. Sechsmal stürmte „Obama“ Banken im Salzkammergut und im Innviertel. „Er hatte es stets auf kleine, abgelegene Institute abgesehen, wo er schnell über Landstraßen und in Wäldern verschwinden konnte.“ So auch am Donnerstagnachmittag im kleinen Fornach. Doch dieses Mal entdeckte eine Streife seinen Wagen, ein Spürhund fand die Tasche mit Beute, Waffe, Maske.

Freimütig
Dann ging alles schnell. „Beim Verhör war er unkompliziert“, so ein Beamter. „Obama“ legte alle Details offen. Motiv: Seit der Haftentlassung 2006 fand er nicht mehr Tritt, ein Unfall machte den Job als Lkw-Fahrer unmöglich. So entschloss er sich, auf Raubzug zu gehen.

Dafür mietete er sich extra eine Dachgeschosswohnung in einem Mehrfamilienhaus am Ortsrand als „Kommandozentrale“. Fünf Jahre war er hier der stille Mieter, der sich stets brav an den Putzplan fürs Treppenhaus hielt. Sonst fiel er in der Nachbarschaft nicht groß auf. Nur wenn sein ­silberfarbener Alfa Romeo nicht im Carport stand, merkte man, dass der 45-Jährige wieder einmal für ein paar Tage weg war. Und das war laut den Anwohnern häufig der Fall. Dass er sich dabei nicht immer bei seiner Freundin im Nachbarort aufhielt, hatte niemand geahnt.

Nur einmal wurden Bekannte und Nachbarn stutzig. Nach einem Feuer im Haus war L. schnell neu eingerichtet, die Möbel seien „vom Feinsten“ gewesen. Das Geld sei von der Versicherung, erklärte Roland L. damals allen.

Mario Born

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