Keine Gedenkstätte

Hitler-Geburtshaus soll Wohnhaus werden

20.09.2012

Weder "Haus des Friedens" noch "Haus der Verantwortung".

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Der Bürgermeister der oberösterreichischen Stadt Braunau, Hannes Waidbacher (V), hat sich gegen eine Gedenkstätte im Geburtshaus Adolf Hitlers ausgesprochen. Er favorisiert die Nutzung als Wohngebäude.

Die Stadtgemeinde habe bereits viel Geschichtsaufarbeitung geleistet und müsse daher "nicht zwingend" auch das ungeliebte Gebäude in dieser Art verwenden, sagte er zum "Standard". "Gedenkstätten gibt es bereits genug in der Umgebung", äußerte er sich auch gegenüber dem "Kurier" (Donnerstagausgaben).

Die Diskussion, wie sich die künftige Nutzung gestalten soll, schwelt in Braunau bereits seit Jahren: Das Haus, in dem Hitler seine ersten Lebensjahre verbracht hat, ist im Privatbesitz einer Pensionistin, die sich zu dem Thema aber bedeckt hält. Hauptmieter ist das Innenministerium - laut "Kurier" seit 1972 mit einem unbefristeten Vertrag. Der Bund zahle monatlich 4.700 Euro Miete an die Eigentümerin.

Seit vor rund einem Jahr eine Behindertenwerkstatt ausgezogen ist, steht das denkmalgeschützte Gebäude leer. Verhandlungen laufen. Man wolle verhindern, dass das Haus zum Wallfahrtsort für Menschen bedenklicher Gesinnung wird, so Ministeriums-Sprecherin Sonja Jell. Waidbachers Amtsvorgänger Gerhard Skiba (S) hatte Pläne für ein "Haus des Friedens", das für soziale Projekte und Ausstellungen zur Verfügung steht, vorgeschlagen. Der Historiker und wissenschaftliche Leiter der Braunauer Zeitgeschichtetage, Andreas Maislinger, hatte bereits im Jahr 2000 ein Konzept für ein "Haus der Verantwortung" vorgelegt, sich damit aber auch nicht durchgesetzt.

Waidbacher ist zwar "offen für viele Ideen", favorisiert nun aber offenbar eine Wohnnutzung in dem Haus. Das wäre an diesem Standort sicher leichter umsetzbar, findet er. "Wir sind ohnehin stigmatisiert. Hitler hat die ersten drei Jahre seines Lebens bei uns in der Stadt verbracht. Und es war sicher nicht die prägendste Phase seines Lebens. Wir sind daher als Stadt Braunau nicht bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen, dass der Zweite Weltkrieg ausgebrochen ist", wird er im "Standard" zitiert. Damit sieht er auch die Bevölkerung hinter sich: "Ich bin zum Beispiel 21 Jahre nach Kriegsende auf die Welt gekommen. Und so geht es vielen Menschen in Braunau."

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