Dritter Anlauf
Kaltenbrunner peilt 12. Achttausender an
24.03.2009
Zweimal ist die Bergsteigerin am Lhotse (8.516 m) schon knapp gescheitert. Gemeinsam mit ihrem Ehemann soll es dieses Mal klappen.
Aller guten Dinge sind drei, darauf hofft auch Gerlinde Kaltenbrunner. Zum dritten Mal visiert die oberösterreichische Bergsteigerin den Himalaya-Riesen Lhotse (8.516 m) in Nepal an. Nach zwei gescheiterten Versuchen hofft sie diesmal auf Gipfelglück. Gemeinsam mit ihrem deutschen Ehemann Ralf Dujmovits und zwei weiteren Alpinisten bricht die 38-Jährige am kommenden Sonntag ins höchste Gebirge der Welt auf. "Ich freue mich drauf, da wieder hinzugehen", gab Kaltenbrunner bekannt. Es wäre ihr zwölfter Achttausender, für Dujmovits gar der 14. und somit letzte.
Schulneubau in Nepal
Doch zunächst rückt der Lhotse in den
Hintergrund: Kaltenbrunner und ihr Gatte wollen Anfang April einen
Schulneubau in dem auf über 2.000 Meter Höhe gelegenen Bergdorf
Thulosirubari - 75 Kilometer nordöstlich von Kathmandu - eröffnen. Das Paar
unterstützt dieses Projekt zusammen mit der Nepalhilfe Beilngries. Statt
vier soll es in Zukunft zehn Schulklassen für rund 300 Kinder geben samt
sechs neu eingestellten Lehrern.
Schlechte Vorzeichen
Allerdings könnte sich die Fertigstellung
der Schule verzögern, da der Bau derzeit wegen der schwierigen
Wirtschaftslage still stehe, erzählt Kaltenbrunner. Dennoch sind die
Erfahrungen mit den Einheimischen gut. "Jeder packt da voll mit an. Sie
wissen aber auch genau, dass das ein Miteinander ist und nicht nur ein
Geben."
Vierthöchster Berg der Welt
Mit diesem positivem Ereignis im
Gepäck und schweren Rucksäcken auf dem Rücken geht es dann ins Basislager
des vierthöchsten Berges der Erde, das - nach der Besteigung eines
Sechstausenders zu Akklimatisationszwecken - Ende April erreicht werden
soll. Der Lhotse ist für Kaltenbrunner und Dujmovits kein Unbekannter: 2006
wurden die Gipfel-Hoffnungen des Bergsteiger-Ehepaares nur knapp 100 Meter
unterhalb der Bergspitze im zu tiefen Neuschnee begraben. Im vergangenen
Jahr war wegen zu großer Kälte bei rund 8.150 Metern Schluss.
3. Versuch
Allerdings sind die Erinnerungen an den Lhotse
keineswegs ausschließlich negativer Natur, schließlich hat Dujmovits hier
vor drei Jahren der Oberösterreicherin einen Heiratsantrag gemacht. "Wir
haben beim Abstieg damals eine wunderschöne Nacht gehabt da oben auf 7.000
Metern. Da waren keine Leute mehr unterwegs, weder am Everest noch am
Lhotse. Das war schon eine ganz besondere Atmosphäre", erinnert sich die
gelernte Krankenschwester.
Aufstieg
Insgesamt besteht das Team diesmal aus vier Personen:
Kaltenbrunner und Dujmovits werden vom deutschen Bergsteiger und Kameramann
David Göttler sowie vom Japaner Hirotaka Takeuchi begleitet. Das Quartett
will den Lhotse im Alpinstil - also ohne Fixseile, künstlichen Sauerstoff
und Hochträger - besteigen, kein einfaches Unterfangen. "Er ist schon ein
anspruchsvoller Berg. Allerdings ist es bis auf 7.600 Meter derselbe
Aufstieg wie auf den Everest. Da werden bestimmt wieder sehr viele Leute
unterwegs sein. Erst obendrüber wird es richtig einsam", so Kaltenbrunner.
Gefahren
Auf 7.800 Metern Höhe ist das letzte Biwak geplant. "Da
müssen wir uns einen guten Platz suchen. Da oben ist oft Steinschlaggefahr.
Je nach Schneelage kann es zudem viel zum Spuren geben." Auf den letzten 100
Höhenmetern wartet dann noch Felskletterei auf die Alpinisten. "Das ist zwar
nicht schwer, aber auf 8.500 Meter Höhe doch äußerste Anstrengung", schätzt
die 38-Jährige die Lage ein.
Mount Everest & K2
Bis Anfang Juni ist Zeit, um den Lhotse zu
besteigen, danach beendet der Monsun die Klettersaison im Himalaya. Im
Erfolgsfalle hält Kaltenbrunner bei zwölf Achttausendern, fehlen würden dann
noch der Everest und der K2. Letzterer könnte im Sommer ein Thema werden.
Schafft der 47-jährige Dujmovits den Lhotse, wäre er der erste Deutsche auf
allen Achttausendern. Allerdings hat er den Everest 1992 nur mit künstlichem
Sauerstoff gemeistert. "Daher möchte er nochmal zum Everest zurückkehren -
ohne künstlichen Sauerstoff", so Kaltenbrunner. Möglicherweise im nächsten
Jahr und möglicherweise mit seiner Frau auf dem Weg zu ihrem 14.
Achttausender.