Zwei Touristen haben den tödlichen Erreger nach OÖ eingeschleppt.
EHEC-Alarm in Österreich: Knapp eine Woche nach den ersten Erkrankten in Deutschland hat der tödliche Keim jetzt auch den Weg zu uns gefunden.
Betroffen sind zwei männliche deutsche Touristen aus Schleswig-Holstein (50 und 70 Jahre alt), die auf einer Radtour von Norddeutschland nach Oberösterreich plötzlich die typischen Symptome (blutiger Durchfall, Übelkeit) verspürt haben.
Quelle unklar
Dr. Pamela Rendi-Wagner, Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit: „Aufgrund der Beschwerden und der Anamnese werden beide in einem oberösterreichischen Spital stationär behandelt. Das gefährliche hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) ist nicht ausgebrochen. Es geht ihnen wieder besser.“ Wo sie sich angesteckt haben, bleibt vorerst unklar.
Sofort hat das Ministerium die Bakterienstämme im Labor analysieren lassen – der EHEC-Keim ist nämlich hochansteckend. Sofort stand fest: „Die beiden Verdachtsfälle sind EHEC-positiv. Eine zentrale Stelle in Graz wird den genauen Bakterienstamm ermitteln“, so ein Ministeriumssprecher zu ÖSTERREICH. Die Männer sind die ersten mit EHEC Infizierten in Österreich. Weitere Verdachtsfälle sind nicht bekannt. Aber dass die Deutschen auch Österreicher angesteckt haben, ist nicht auszuschließen. „Das ist möglich. Die Übertragung erfolgt über Schmierinfektion, die Inkubationszeit dauert bis zu zehn Tage“, so Rendi-Wagner.
Lidl entwarnt
Die Aufregung in Österreich ist groß: Immerhin sind in Deutschland bereits sechs Menschen an dem gefährlichen EHEC-Erreger gestorben. Hunderte Infizierte werden auf Intensivstationen behandelt – so auch der 19-jährige deutsche Soldat Jonathan in Hamburg (siehe Bild oben). Als Herkunft des Keims sind spanische Gurken identifiziert worden. Die zwei verantwortlichen Betriebe in Málaga und Almería wurden geschlossen.
Indes gab Lidl Entwarnung. Zwar seien spanische Gurken diese Woche verkauft worden, diese stammen aber nicht aus den verseuchten Chargen.
EHEC: Das ist wichtig
1) Was ist EHEC eigentlich? EHEC ist eine Sonderform der nützlichen Coli-Bakterien. Natürliches Reservoir der EHEC-Bakterien ist der Darm von Wiederkäuern. Beim Menschen setzt es aber im Darm Giftstoffe frei, die lebensbedrohliche Erkrankungen auslösen können.
2) Wann muss ich zum Arzt? Eine EHEC-Infektion äußert sich durch wässrigen, blutigen Durchfall, Übelkeit und Bauchschmerzen. Die Symptome treten drei bis zehn Tage nach der Infektion auf. Haben Sie diese Symptome, gehen Sie sofort zum Arzt.
3) Wie wird EHEC übertragen? Die Übertragung erfolgt durch Schmierinfektionen. EHEC-Bakterien können durch direkten Kontakt mit Tieren, aber auch durch verunreinigte Lebensmittel und von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Der Erreger ist hochansteckend. 100 Keime reichen für eine Infektion.
4) Wie kann ich mich vor einer Ansteckung schützen? Der beste Schutz ist regelmäßiges Händewaschen und ausreichende Küchenhygiene. Es gibt keine Schutzimpfung oder vorbeugenden Medikamente. Das Ansteckungsrisiko wird verringert, wenn rohe Lebensmittel getrennt aufbewahrt und die Küche sauber gehalten wird.
5) Darf ich Salat, Gemüse und Tomaten jetzt noch essen? Grundsätzlich ja. Es ist ratsam, die Rohkost gut zu waschen und im Bedarfsfall auf 70 Grad zu erhitzen. Erreger werden dann auf jeden Fall abgetötet. Beim Essen im Restaurant fragen, woher Gemüse und Salat bezogen werden.
6) Ich habe vor Kurzem bei Lidl Gurken und Gemüse gekauft. Muss ich jetzt Angst haben? Lidl ist bisher die einzige heimische Firma, die Gurken aus Spanien bezogen hat. Mittlerweile kann Lidl ausschließen, EHEC-verseuchte Gurken im Sortiment gehabt zu haben. „Die von den Behörden als Infektionsquelle genannte Charge (Lot no. L1803 TD-TF) ist nicht an Lidl Austria geliefert worden“, heißt es.
7) Welche Bevölkerungsgruppe ist am stärksten betroffen?
Am meisten betroffen von EHEC sind bisher Frauen. Auch Kinder zählen zur
Risikogruppe. Schwangere sollten achtsam sein.
8) Was muss ich tun, wenn meine Kinder Durchfall haben? Wenn die Kinder blutigen Durchfall haben und zuletzt in Deutschland waren, sofort zum Arzt gehen.
9) Was muss ich bei abgepackten Salaten beachten? Abgepackte Salate aus Österreich sind laut Ministerium an sich ungefährlich. Bisher gibt es keine Informationen, dass Salate oder Gurken aus Spanien mit Keimen in den österreichischen Handel gelangt und verkauft worden sind.
(prj)