Bei den Massenunfällen auf der A1 in OÖ wurde eine Frau getötet, es gibt Dutzende Verletzte. Jetzt wird Kritik an der Asfinag laut.
Nach dem Horror-Crash auf der Westautobahn, bei der die 37-jährige Carina M. mit einem spanischen Pass und einem Wohnsitz in der Schweiz ums Leben gekommen ist, ermittelt die Polizei nach der Unfallursache. 60 Personen wurde verletzt, 18 Personen wurden stationär in die umliegenden Krankenhäuser eingeliefert. Insgesamt waren an die 70 Fahrzeuge an dem Serienunfall beteiligt. Auslöser war ein Schneesturm.
"Sicherheitseinrichtungen reichen nicht aus"
Am
Mittwoch wurde Kritik am Autobahnerhalter Asfinag laut. Verkehrssprecher der
SPÖ Oberösterreich, Helmut Kapeller: Der tragische Massenunfall zeige, dass
die derzeitigen Sicherheitseinrichtungen nicht ausreichen würden. "Ich
erwarte mir daher von den gut bezahlten Experten der Asfinag konkrete
Vorschläge, wie sie diese Risikostrecke für die Zukunft sicherer machen
wollen", so Kapeller.
Section Control für mehr Sicherheit?
Als mögliche Maßnahme
sprachen sich Landeshauptmann Josef Pühringer und Landeshauptmann-Stellvertreter
Franz Hiesl (beide V) für die Einrichtung einer Section Control aus.
Verkehrsreferent Haider bezweifelte die Sinnhaftigkeit einer Section
Control. Diese kontrolliere nur die Höchstgeschwindigkeit, was bei Nebel
oder Schnee "nichts bringt".
Asfinag: "Haben alles Menschenmögliche getan"
Ein
Schneesturm dürfte auch der Auslöser für die Massenkarambolage gewesen sein.
Man habe "alles Menschenmögliche getan, die Autobahn verkehrssicher zu
halten", hieß es seitens der Asfinag. Der Unfall dürfte auf
menschliches Fehlverhalten in den winterlichen Straßenverhältnissen
zurückzuführen sein, lautete die Einschätzung des Autobahnbetreibers.
Gefährlicher Streckenabschnitt
Der Streckenabschnitt
zwischen Regau und Seewalchen gilt als besonders gefährlich: Dort ereigneten
sich in den vergangenen Jahren vor allem wegen Nebels zahlreiche schwere
Unfälle mit einigen Toten. Als Konsequenz wurde eine Nebelwarnanlage
installiert. Sie war laut Asfinag auch zum Unfallzeitpunkt in Betrieb.
ÖAMTC-Experte Willy Matzke, der an deren Errichtung mitgewirkt hat, hält die
rund zwei Millionen Euro teuren Gerätschaften, die auch Schnee und Regen
anzeigen, dennoch für sinnvoll.
Wirbel- Becken- und Rippenbrüche
Im Krankenhaus Vöcklabruck
waren Mittwochmittag noch vier Verletzte in stationärer Behandlung.
Friedrich Kroath, Primarius der Unfallchirurgie, rechnet damit, dass sie
einige Tage im Spital bleiben werden. Die Verletzungen reichen von
Wirbelbrüchen über Rippenbrüche bis hin zu einem Beckenbruch. Die 13
Leichtverletzten, die in Vöcklabruck ambulant behandelt wurden, hatten
Schnittwunden, Platzwunden oder Abschürfungen davongetragen, so der
Mediziner.
Junge Mutter starb im Autowrack
Die Karambolage forderte ein
Todesopfer. Die Frau - ihr Lebensgefährte Murat C. und ihr Sohn Moreno
befanden sich ebenfalls im Wagen - wollte sich um ihr Kind kümmern und hat
sich abgeschnallt. Dann sei sie aus dem Auto geschleudert worden, berichtete
ein Polizist.
Die jungen Eltern waren mit ihrem kleinen Moreno auf der Heimfahrt vom Urlaub, als ihr Auto, ein gelber Fiat, in die schlitternde Blechlawine geriet. Der Wagen wurde von einem nachkommenden Fahrzeug mit voller Wucht am hinteren Heck getroffen.
Das Todesfahrzeug: Die Spanierin Carlina M. saß am Rücksitz und hatte beim Aufprall keine Chance. Die 37-Jährige starb an der Unfallstelle
(Foto: Wolfgang Lienbacher/Getty Images)
Die Mutter, die spanische Carina M., die bei ihrem Sohn am Rücksitz gesessen hatte, wurde durch den Aufprall so schwer verletzt, dass sie noch an der Unfallstelle starb. Der geschockte Lebensgefährte musste von Psychologen des Kriseninterventionszentrums betreut werden.
Mehrere Fahrzeuge, an denen DNA-Spuren der getöteten Frau vermutet werden, wurden beschlagnahmt. Auch die Leiche der Frau wird von der Gerichtsmedizin untersucht.
Die spanische Mutter des kleinen Moreno aus der Schweiz wurde beim Massencrash getötet.
(Foto: AP Photo/rubra)
Querstehende Lkw im Schneetreiben
Gegen 10.00 Uhr ereignete sich
der Serienunfall in Fahrtrichtung Salzburg zwischen Seewalchen und St.
Georgen. Augenzeugen berichteten von querstehenden Lkw und nachfolgenden
Fahrzeugen, die nicht mehr rechtzeitig anhalten konnten. Mehrere Menschen
wurden in ihren Fahrzeugen eingeklemmt, einige mussten stundenlang im
Schneetreiben ausharren. Ein Großaufgebot an Einsatzkräften war den ganzen
Tag über mit den Berge- und Aufräumarbeiten beschäftigt.
Bild der Verwüstung
Den Helfern bot sich ein Bild der
Verwüstung: Über Hunderte Meter lagen umgestürzte Fahrzeuge und verstreute
Autoteile. Aufgerissene Lkw und Blut auf Metallknäueln, die einmal Pkw
gewesen waren, setzten auch erfahrenen Rettern zu. Die drei
ÖAMTC-Hubschrauber mussten auf dem Weg zum Unglücksort eine Pause einlegen.
Starker Wind, heftiger Schneefall und schlechte Sicht machten ein
Weiterfliegen zwischenzeitlich unmöglich.
Wer haftet bei Massenkarambolagen?
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