Kulturhauptstadtjahr-Bilanz: Es hätte mehr gepudert werden sollen

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Kulturhauptstadt brachte Vernetzung und Lerneffekte. In Erinnerung bleiben wird wohl vor allem der Pudertanz von der Eröffnung.

23 Gemeinden waren Teil der Kulturhauptstadt Bad Ischl - Salzkammergut 2024. Die Bilanz der Bürgermeister ist durchwachsen: Die Städte scheinen mehr profitiert und mehr Nachhaltigkeit generiert zu haben als die kleinen Orte. In Bad Ischl und Gmunden wurden Projekte angeschoben, entsprechend zufrieden sind die Stadtchefs. Ob immer alles auch bei der Bevölkerung angekommen ist, wird von so manchem Ortsoberhaupt aber bezweifelt. Und oft hat Nachhaltigkeit auch mit Geld zu tun.

"Die Kulturhauptstadt hat die Erwartungen viel mehr als erfüllt, es war für mich das schönste Jahr bis jetzt als Bürgermeisterin", bilanziert Ines Schiller (SPÖ), Oberhaupt der Bannerstadt Bad Ischl. "Einige Projekte werden weitergeführt und viele Ausstellungen bleiben. Die Kulturhauptstadt war auch Türöffner für viele Projekte". Als Beispiel nennt sie das völlig neu aufgestellte Stadtmuseum oder die Sanierung der Lehárvilla. Auch das baufällige Lehártheater wird nun um voraussichtlich rund zehn Millionen Euro saniert und soll zum 200. Geburtstag 2027 in neuem Glanz erstrahlen. Die Vorprojektierung sei fast fertig, so Schiller, nun würden Entwurfsplanung und Kostenschätzung von Land und Bund geprüft. "Neben all dem darf man das große internationale Netzwerk, welches entstanden ist, nicht vergessen", betont sie, "ein eigenes Team arbeitet bereits an der Nachfolgestruktur".

Auch der Gmundner Bürgermeister Stefan Krapf (ÖVP) ist voll des Lobes: Man habe "enorm profitiert", die Erwartungen seien sogar übertroffen worden, in Gmunden auch dank der Wirtschaft: Für viele Unternehmen und Private sei die Kulturhauptstadt ein "Motivationsschub" für Investitionen gewesen - von der City of Ceramics der Gmundner Keramik über die neu gestalteten Haltestellen der Traunsee Tram bis hin zur als Kultur- und Veranstaltungsstätte generalsanierten ehemaligen "Remise 1894" von Stern&Hafferl. Das ehemalige Stadtgartenareal samt darin befindlicher Villa wird zum KunstQuartier umfunktioniert, auch wenn es hier durch Änderungen bei der Förderzuteilung langsamer geht als erhofft. Überraschend schnell etabliert hat sich hingegen das benachbarte Kunsthaus Blaue Butter durch einen privaten Geldgeber. Das Stadttheater, das für 4,4 Millionen Euro - allerdings erst während des Kulturhauptstadtjahres - saniert wurde, wäre zwar auch sonst renoviert worden, allerdings sei Salzkammergut 2024 "sicher Argument für das Land" gewesen, die Hälfte dazu zu zahlen, so Krapf.

Auch wenn das Stadttheater in Gmunden erst im Lauf des Kulturhauptstadtjahres fertig wurde und das Lehártheater 2024 nicht gerade eine Zierde war - es wurden Projekte angeschoben. In den kleineren Gemeinden ist man von der Nachhaltigkeit aber nicht so felsenfest überzeugt wie in den Stadtämtern der Salzkammergutmetropolen. Für Egon Höll (SPÖ), Bürgermeister von Obertraun, ist das liebe Geld der große Haken: "Leider war die budgetäre Dotierung seitens des Bundes und vor allem der Länder verglichen mit Linz und Graz so schlecht, dass im nachhaltigen Infrastrukturbereich kaum Projekte umgesetzt werden konnten." Die Eisklangkonzerte etwa hätten weit über die Region hinaus Beachtung gefunden, aber die gut angenommene Verkehrte Hütte würde wohl von Behördenseite "der Nachhaltigkeit beraubt", ist er sauer, "der Abriss scheint nicht zu verhindern zu sein". Sein Fazit enthält aber auch Positives: "Kulturell, künstlerisch und touristisch wurde das Projekt von Millionen Menschen betrachtet, Synergien wurden gehoben", das gelte es alles weiterzuführen. In Obertraun hätten sich zwar keine neuen Initiativen und Formate gebildet, "Vorhandenes wurde aber gestärkt und intensiviert", so Höll.

Für Veronika Grill (Liste KLAUS SPÖ & Unabhängige), Bürgermeisterin von Bad Mitterndorf, hat die Kulturhauptstadt zwar neue Impulse gebracht, allerdings habe man die Bevölkerung zu wenig mitgenommen. Auch das Interesse von außen habe sich in ihrem Ort in Grenzen gehalten, merklich mehr Publikum sei nicht gekommen. "Nichtsdestotrotz war es eine spannende Erfahrung." Ähnlich sieht es Leopold Schilcher (SPÖ), Bürgermeister von Bad Goisern. "Für uns ist es ein ganz spannendes Jahr gewesen", mit vielen Veranstaltungen, "es war den Aufwand allemal wert". Dennoch: "Das Bemühen, alles an die Bevölkerung heranzubringen, bleibt beim Versuch", bedauert er, aber zumindest die kulturinteressierte Öffentlichkeit habe man erreicht. Ob etwas bleiben wird? "Das hängt davon ab, was sich finanzieren lässt", gibt er zu bedenken. "Potenzial für Weiterentwicklung" sieht er beim Open Space im Handwerkshaus, der sich im Rahmen des Projekts Scala entwickelt hat.

Ungetrübt ist hingegen die Zufriedenheit von Bürgermeister Franz Frosch (ÖVP) aus Bad Aussee. Seinem Ort habe die Kulturhauptstadt viele Aktivitäten und damit auch neue Impulse für die Kulturentwicklung in den Ort gebracht - aber auch die Nächtigungszahlen hätten profitiert. Besonders stolz ist er auf die Gurlitt-Ausstellung, ein Leitprojekt, im Kammerhofmuseum. Regelrecht euphorisch blickt auch Nicole Eder (ÖVP), Bürgermeisterin von Steinbach am Attersee auf das ausklingende Kulturhauptstadtjahr zurück: "Das war eine Jahrhundertchance für unser Dorf", die man aktiv aufgegriffen habe, indem die in die Jahre gekommene Sporthalle zu einer "multifunktionell nutzbaren Steinbach-Halle für Kultur, Sport und Events" umfunktioniert wurde, schildert sie. "Das wäre sonst nicht passiert - ein riesig großer Mehrwert mit Nachhaltigkeit." Es habe zahlreiche Veranstaltungen gegeben, ein "Booster" sei das Gustav Mahler Festival gewesen. Bleiben werde auch die Vernetzung: "Ein großer Mehrwert war, dass das Salzkammergut nun tatsächlich zusammengewachsen ist - vor 2024 waren wir Bekannte, nun sind wir Freunde."

Auch der Laakirchner Bürgermeister Fritz Feichtinger (SPÖ) findet, dass die Region durch die Kulturhauptstadt verstärkt zusammengewachsen ist. Für seine Gemeinde hebt er hervor, dass zahlreiche Veranstaltungen starken Eindruck hinterlassen haben. Die Kulturhauptstadt habe das Gemeindeleben bereichert, fällt auch das Resümee von Ingo Dörflinger (ÖVP), Bürgermeister von Kirchham, positiv aus. Nachhaltig erhalten bleiben für ihn das "unglaublich ausdauernde Engagement der Künstler, großartige Momente und Begegnungen mit Menschen und einige aus Holz gebaute Objekte, die auch weiterhin eine Verwendung in unserer Gemeinde finden".

"Es wurden kulturelle Grenzen erweitert und Formate gezeigt, die sonst nie in unserer Gemeinde stattgefunden hätten", sagt Franz Steinegger (ÖVP), Ortschef von Grundlsee. "Es kamen dadurch auch Gäste und Kulturschaffende von außerhalb, die definitiv das erste Mal die Gemeinde besucht haben. Daraus kann sich eine langfristige Nachhaltigkeit entwickeln." Man habe einige neue Formate und Veranstaltungslocations getestet und ausprobiert. "Dadurch haben sich wertvolle Erkenntnisse ergeben, was für die Zukunft eventuell gut funktionieren könnte bzw. weniger gut. Die Umsetzung der Erkenntnisse liegt nun in unseren Händen." Markus Schmaranzer, ÖVP-Ortschef von Gosau hatte hingegen nicht den Eindruck großer Nachhaltigkeit: "Es gab einige interessante und gut besuchte Veranstaltungen, nachhaltig geblieben ist außer schönen Eindrücken eher wenig." Aber "natürlich hat die Kulturhauptstadt neuen kulturellen Input in unsere Gemeinde gebracht." Es sei für jeden Geschmack etwas dabei gewesen.

Martin Pelzer (ÖVP), Bürgermeister von Altmünster schildert, dass es etwas Anlaufzeit gebraucht habe: "Zu Beginn konnten sich nicht alle Bürgerinnen und Bürger etwas Konkretes darunter vorstellen", aber "nach den ersten Wochen hat sich gezeigt, dass die Kulturhauptstadt 2024 ein breites Angebot für Kunst- und Kulturliebhaber bereitstellt. Durch die Ausstellungs- und Austragungsorte direkt im Ort war die Schwelle, in eine Ausstellung zu gehen oder sich an einer Aktion zu beteiligen, sehr gering." Damit habe man auch jene erreicht, die sich in ihrem Alltag weniger mit Kunst und Kultur auseinandersetzen. Im Otelo wurde Ausstellungsraum entwickelt "und die vielen Denkanstöße und Vernetzungen in der Region werden noch lange nach 2024 wirken", erwartet er durchaus Bleibendes.

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