Sie wollte seine Liebe - aber er ließ sie abblitzen.
„Für Kivi – Nur die Besten sterben jung“ und „Berni, wir vermissen dich“: Am kleinen Bahnhof Vöcklamarkt (OÖ) erinnern zahlreiche handgeschriebene Kärtchen, Blumen und Kerzen an das Drama, das sich Sonntagnacht in der 5.000-Seelen-Gemeinde abspielte. Nur 50 Meter von ihren feiernden Freunden entfernt, suchten zwei Jugendliche auf den Bahngleisen den Tod. Liebeskummer und Schuldgefühle dürften Bernadette K. (14) und Tischler Kevin Gstöttner (19) zur Verzweiflungstat getrieben haben.
„Unfassbar, dass niemand eingeschritten ist und den Ernst der Lage erkannt hat“, ist man auch bei der örtlichen Polizei geschockt. Gegen 22.13 Uhr war hier der erste Notruf eingegangen: „Hilfe, ein Mädchen sitzt auf den Gleisen.“ Doch für eine Rettung war es da ohnehin zu spät. Denn nur eine Minute später tötete ein Zug Bernadette K., genannt „Berni“.
Liebesdrama
Der Verzweiflungstat geht ein Liebesdrama voraus:
Seit Längerem schmachtete die Schülerin Tischler Kevin Gstöttner an. So auch
vergangenen Samstag: Beim Punschen am Christkindlmarkt waren die Cliquen der
beiden aufeinandergestoßen. Doch Kevin, gerade zurück vom Bundesheer und
schon voll im Berufsleben integriert, wollte von seiner jungen Verehrerin
nichts wissen. Da half auch die neue, schicke Frisur nicht, auf die das
Mädchen so stolz war.
Freundin wollte „Berni“ noch vom Gleis wegziehen
Doch
Berni – sie ist seit mehreren Jahren in psychiatrischer Behandlung – wusste,
wo sie ihren Schwarm finden konnte. Wie jedes Wochenende trafen sich die
Nachtschwärmer in der „Premysl“-Bar beim Bahnhof zum Abfeiern. Doch trotz
beachtlicher Wodka-Mengen – Kevin ließ sich auf kein G’spusi ein.
Voller Verzweiflung stürmte Bernadette hinaus, ihre beste Freundin Lena hechtete hinterher. Barbesitzer Gerald Muhrer erinnert sich: „Auf einmal stand die Freundin bei Bernis Bruder, schrie ihn an, er solle seine Schwester von den Gleisen herunterholen, weil sie das nicht geschafft hatte.“ Doch der 16-Jährige kam zu spät. Er fand seine Schwester tot vor.
Schwarm Kevin drehte total durch
Der schreckliche Freitod der
Schülerin machte auch im Lokal schnell die Runde. „Als Kevin davon erfahren
hat, ist er völlig ausgerastet, hat den Alkohol nur so in sich
reingeschüttet. Niemand hat ihn davon abhalten können“, so Muhrer geschockt.
Gegen halb drei Uhr früh begann der 19-Jährige noch einen Streit mit einem Freund, hüpfte betrunken auf einen Tisch, warf mit Gläsern um sich. Dann stürmte er hinaus in die eisige Nacht – betrunken und alleine. Sein Freund, weiß Barbesitzer Muhrer, versuchte, ihn am Heimweg noch zu finden.
Ob Kevin in völlig betrunkenem Zustand unglücklich gestürzt und so vom Zug erfasst worden war oder – wohl wahrscheinlicher – aus Schuldgefühlen den Freitod gesucht hatte, wird für immer ungewiss bleiben.
Fakt ist: Vier Stunden später fand ein Passant die Leiche des 19-jährigen Tischlers auf Gleis 2 – an genau derselben Stelle, wo auch Bernadette K. Stunden zuvor den Tod gesucht hatte.