Das erste Interview nach Sex-Anklage

Nach Justiz-Drama: Jetzt spricht Leo S.

07.10.2018

Leo wird doch nicht wegen Sex mit Minderjähriger angeklagt. Heute bekommt er Pass zurück.

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Das Justiz-Drama um Leo S. (18) hat ein Happy End für den Oberösterreicher: Vor zehn Wochen wurde er im US-Staat Florida festgenommen, nachdem er Sex mit seiner 15-jährigen Freundin hatte. Heute bekommt er seinen österreichischen Pass zurück und darf das Land verlassen. „Er ist begeistert, überglücklich und erleichtert“, sagte sein US-Anwalt Christian Thier im ÖSTERREICH-Interview. Auch die Kaution in Höhe von 200.000 Dollar (170.000 Euro) erhält er zurück, „auf Heller und Pfennig“, so Thier.

Ein anonym gebliebener Unternehmer aus Oberösterreich hatte die Summe zuvor bereitgestellt. Sie war nötig, um Leo S. zu enthaften, nachdem er am 30. Juli festgenommen worden war. Der Vorwurf: Sex mit einer Minderjährigen. In Florida eine Straftat, die mit mehreren Jahren Gefängnis bestraft werden kann. Zuvor war Leo nach Florida geflogen, um dort seine große Liebe persönlich zu treffen, die er zuvor im Internet kennengelernt hatte. Das Gericht entschied, keine Anklage gegen Leo S. zu erheben. „Den Staatsanwalt haben unsere Argumente überzeugt, dass es sich hier um eine Liebesbeziehung handelt und keinen Missbrauch“, sagte Anwalt Thier.

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Leo S. mit seinem Anwalt Christian Thier.

Leo S.: "Zeit mit Rae war die schönste meines Lebens"

ÖSTERREICH: Wie war Deine Reaktion auf das Ende des Verfahrens?

Leo S.: Wir sind überglücklich, dass die Sache gut ausgegangen ist. Mein Dank gilt den Anwälten, die die richtige Strategie verfolgt haben.

ÖSTERREICH: Wann plant ihr die Rückkehr nach Österreich?

Leo S.: Wir werden jetzt meinen Reisepass abholen und dann schnellstmöglich nach Hause reisen.

ÖSTERREICH: Hast Du jemals daran gedacht, dass es Probleme geben könnte, weil Deine Freundin unter 16 Jahre alt ist?

Leo S.: Wir wollten zusammen ganz „ normale“ Sachen machen: Essen gehen, zum Strand, einkaufen, fernsehen. Ich war mir nicht bewusst, etwas Böses zu tun, gegen das Gesetz zu verstoßen. Die Zeit mit Rae war die schönste meines Lebens.

ÖSTERREICH: Hast Du noch Kontakt zu Rae? Wirst Du ihr schreiben können?

Leo S.: Ich habe zurzeit keinen Kontakt zu ihr. Sie hat derzeit keinen Zugang zum Internet.

ÖSTERREICH: Wie hast Du die Verhaftung am 30. Juli erlebt?

Leo S.: Als die Polizisten mich abgeholt haben, fragten sie nach meinem Ausweis und holten mich ins Polizeiquartier. Nach der Befragung und zwei Stunden Wartezeit wurde ich verhaftet.

ÖSTERREICH: Wie kam es zum Übergriff, bei dem Du verletzt wurdest?

Leo S.: Ich bin in der Nacht aufgewacht und war voller Blut. Ein Mitinsasse hat mir einfach im Schlaf ins Gesicht geschlagen. Ich wurde verarztet und in einen anderen Flügel verlegt.

ÖSTERREICH: Ein Unternehmer stellte die Kaution, viele spendeten. Wie hast Du die Welle der Anteilnahme in Österreich erlebt?

Leo S.: Als Herr Thier mir den Scheck zeigte, habe ich zuerst gedacht, meine Eltern haben das Haus verkauft. Ich konnte es gar nicht glauben, dass jemand, der mich gar nicht kennt, so viel Geld für mich hinterlegt. Ohne die Anteilnahme so vieler Österreicher hätten wir das Ganze nicht so gut bewältigen können. Es war eine große mentale Stütze für uns. H. Bauernebel

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