Ganz in Schwarz, grell geschminkt. "Alles lief ab wie in einem Film"
Donnerstag, 9.10 Uhr. Eine junge, schwarz gekleidete Frau stöckelt in weißen High Heels in die Volksbank-Filiale in der Wienerstraße 53. Die schmächtige Dame – laut Zeugen ist sie nicht größer als 1,65 Meter – trägt eine schwarze Mütze und schwarze Handschuhe. Eine große, modische Sonnenbrille verdeckt ihr schmales, hübsches Gesicht mit den auffallend rot geschminkten Lippen. An der linken Schulter hängt eine beige Handtasche.
"Überfall, Geld her!" – Mitarbeiter sind geschockt
In der kleinen Bankfiliale befinden sich drei Mitarbeiter. Die Frau geht zielstrebig auf den Schalter
vis-à-vis der Eingangstür zu und zückt eine Pistole. Die Waffe hat ein rotes Endstück und einen auffallend langen Lauf, wie die Mitarbeiter später zu Protokoll geben. Alles ist wie im Film. Nur dass es sich hier nicht um Angelina Jolie handelt. Die Frau schreit: "Überfall, Geld her!" – ohne Akzent. Die verängstigte Kassierin händigt der Frau das Geld aus. Diese stopft die Beute hastig in ihre große Handtasche. Wie hoch der Geldbetrag ist, wollte die Polizei nicht sagen. Verletzt wird niemand.
Bei der Polizei herrscht Verwirrung um Mittäter
Die junge Frau rennt aus der Bank und flüchtet zu Fuß ums Eck, in die Raimundstraße. Dort steigt sie in einen silberfarbenen Mercedes älteren Baujahrs und rast via Grillparzerstraße stadtauswärts davon. Zunächst schickt die Polizei aus, dass am Steuer eine andere Person wartet. Diese Zeugenaussage konnte aber nicht klar bestätigt werden.
Kurz nach dem Überfall hält die Polizei in der Nähe des Tatorts einen silbergrauen Mercedes mit deutschem Kennzeichen aus Saarbrücken an. Nach einer Personenkontrolle müssen die Beamten aber feststellen, dass sie sich geirrt haben, der Fahrer darf seine Fahrt fortsetzen.
Auch die Fahndung nach einer zweiten Täterin müssen die Kriminalbeamten gegen Mittag revidieren. Passanten hatten angegeben, dass vor der Bankfiliale eine Mittäterin wartete. Daraufhin gab die Polizei eine Fahndung nach einer zweiten Täterin aus. Beschrieben wurde sie als "eher korpulent", mit "langem blonden Haar", dunkel gekleidet. Die vermeintliche Mittäterin entpuppte sich im Zuge der ersten Ermittlungen dann als harmlose Passantin.
Ob es einen Mittäter gab oder nicht, ist immer noch unklar.
Bankräuber: Nur 5 Prozent sind Frauen
Die Kriminalität nimmt in Österreich laut neuer Statistik um 10 Prozent ab. Gegen den Trend stemmen sich die bewaffneten Raubüberfälle auf Geldinstitute, deren Zahl landesweit im ersten Halbjahr 2010 explodierte. Insgesamt 53 Banken wurden heuer bereits überfallen. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es lediglich 41.
Männliche Täter. Jetzt setzt die Polizei einen Schwerpunkt bei der Kriminalitätsbekämpfung und will verstärkt gegen Räuber vorgehen – Männer wohlgemerkt. Denn kriminalistisch gesehen ist der Bankraub eine Domäne der Männer: 95 Prozent der Bankräuber sind Mannsbilder. Doch die Frauen holen – langsam– etwas auf.
Der Bankraub auf die Volksbank-Filiale in OÖ war in diesem Bundesland der zweite Fall, der auf das Konto einer Räuberin geht: Ende August dieses Jahres überfiel eine Frau mit schwarzer Perücke ein Bankinstitut in Gmunden – eine Premiere in Oberösterreich.