Fall Arigona

Pfarrer Friedl übt scharfe Kritik an der ÖVP

17.10.2008

Der Pfarrer soll Arigona Zogaj auf Bitten des Pressesprechers von Wilhelm Molterer aufgenommen haben, dieser kann die Kontaktaufnahme nicht bestätigen.

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Eine "unglaublich miese Haltung" wirft Pfarrer Josef Friedl der Volkspartei im Fall Zogaj vor: "Ich habe Arigona auf Bitte der ÖVP, der Bundes-ÖVP aufgenommen", erklärt der Geistliche, der das 16-jährige Mädchen betreut hat, im Interview mit dem "Standard". Danach habe man "ihn im Regen stehen lassen und alles abgestritten".

Am 6. Oktober 2007 habe der Pressesprecher von Vizekanzler Wilhelm Molterer im Auftrag von ÖVP-Generalsekretär Hannes Missethon angerufen und gefragt, ob er den Konflikt lösen und Arigona aufnehmen könnte, so Friedl. "Man hätte das alles damals nicht verhindern können, es wurde vom Innenministerium so initiiert." Nach acht Monaten habe dann "ein hoher Herr" aus dem Büro Molterer angerufen und gemeint: "Eigentlich ist es nicht fair, was wir mit Ihnen tun."

Wie Friedl sagt, habe er noch einen "leisen Glauben" an eine Familienzusammenführung der Zogajs in Österreich. Sein Optimismus halte sich aber sehr in Grenzen, man müsse die neue Regierung abwarten. An den Erfolg einer Berufung gegen die Abweisung der Schülervisa für die beiden jüngsten Zogaj-Kinder glaubt der Pfarrer nicht. Die zuständige Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck könne nicht frei agieren, die Entscheidung falle auf höherer Ebene.

Sprecher Molterers kann Kontaktaufnahme nicht bestätigen
Im Büro von Vizekanzler Wilhelm Molterer (V) hat man die Vorwürfe des Pfarrers Josef Friedl aus Ungenach (Oberösterreich), der Arigona Zogaj beherbergt, zurückgewiesen. Friedl hatte erklärt, Arigona auf Bitte der Bundes-ÖVP aufgenommen zu haben. Der Sprecher Molterers erklärte am Freitag, er könne ausschließen, dass es "von unserer Seite eine Kontaktaufnahme gegeben hat".

Der FP-Abgeordnete Manfred Haimbuchner sieht in den Aussagen Friedls "Vermutungen der FPÖ" bestätigt, dass sich die ÖVP "in diese Causa eingemischt" habe. Es wäre "alleinige Aufgabe" von Ex-Innenminister Günther Platter gewesen, Arigona Zogaj "finden und abschieben zu lassen", so Haimbuchner. Außerdem hätten jene Personen, die ihr vor Friedl Unterschlupf gewährt haben, ebenfalls zur Rechenschaft gezogen werden müssen. "Stattdessen schaltet sich die Bundesparteispitze der ÖVP in die Causa ein und der Innenminister lässt diese gewähren und heißt dies auch noch gut, indem er bei Friedl anruft und sich bedankt", empörte sich Haimbuchner.

Grüne fordern dass Arigonas Geschwister nach Österreich dürfen
Für den Grünen Justizsprecher Albert Steinhauser steht nach den Aussagen Friedls "die Verwicklung des ÖVP-Generalsekretariats und auch des Büros Molterer in die BMI Affäre um die Familie Zogaj" fest. "Die ÖVP hat offensichtlich das von ihr geführte Innenressort für eigene parteipolitische Zwecke missbraucht". Er fordert, dass man "der Familie Zogaj endlich das Leben in Österreich möglich macht". Wenn noch "ein Funken Anstand da ist", dann solle Innenministerin Maria Fekter "jetzt endlich die kleinen Kinder zu ihrer Mutter nach Österreich lassen", so Steinhauser.

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