Fünffachmord

Staatsanwalt will nun psychiatrisches Gutachten

14.05.2008

Im Fünffachmord sollen nun ein Gutachten und eine Tat-Rekonstruktion folgen. Die Bluttat soll zudem seit Wochen geplant gewesen sein.

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Der mutmaßliche Fünffachmörder Reinhard St. ist Donnerstagabend in das Wiener Landesgericht eingeliefert worden. Seitens der Staatsanwaltschaft hieß es, es sollen nun psychiatrische Gutachten erstellt werden. Angedacht sei auch eine Tat-Rekonstruktion, erklärte Sprecher Gerhard Jarosch. Als möglichen zeitlichen Rahmen nannte Jarosch "Wochen und Monate". Der Mann werde weiterhin als selbstmordgefährdet behandelt.

"Ist gebrochen"
Entgegen der Behauptung der Polzei, dass der mutmaßliche Täter im Fall des Fünffachmordes in Wien und Oberösterreich keine Reue zeigt, sprach dessen Verteidiger Ernst Schillhammer nun am Donnerstag davon, dass sein Mandant innerlich gebrochen sei. Zudem würde er seine Tat bereuen, wie der Anwalt verlautbart.

Tat lange geplant
Reinhard St. soll zudem seit Ende April mit dem Gedanken gespielt, seine Familie zu töten. Den Entschluss dazu fasste Reinhard St. am vergangenen Freitag, dem 9. Mai. Als Motiv für die Taten gab der Verdächtige weiterhin Schulden an: Rund 300.000 Euro von sich und seiner Frau soll er mit Aktien und Optionsscheinen verspekuliert haben

Suchte massive Waffe
Am Freitag, als er den Entschluss fasste, seinen Plan in die Tat umzusetzen, suchte er in einem Wiener Werkzeuggeschäft nach der geeigneten Tatwaffe. Seine Wahl zwischen einem Messer und einer rund 40 Zentimeter langen Axt fiel auf Letztere, weil sie das "massivere Werkzeug" sei.

Wartete auf "günstige" Gelgenheit
Dann verbrachte Reinhard St. noch ein letztes gemeinsames Wochenende mit seiner Familie, bevor ihm Dienstag früh die Gelegenheit "günstig" erschien: Gegen 7.30 Uhr tötete er seine Frau mit mehreren Schlägen gegen den Kopf, als diese ins Badezimmer ging; danach auf die gleiche Weise seine siebenjährige Tochter. Diese dürfte vom Vorfall zwischen Vater und Mutter nichts mitbekommen haben. Danach meldete er seine Frau bei ihrer Arbeitsstelle krank und verlängerte den Vertrag für das Leihauto um einen Tag.

Spaziergang vor Mord
Nach den Morden fuhr er nach Ansfelden und Linz, um die drei weiteren Verwandten umzubringen. Danach schrieb er drei Briefe mit Erklärungen und Entschuldigungen: einen an seine Geschwister, einen an seine Opfer und einen laut Stecher "nebulösen an eine Behörde"und fuhr dann nach Linz. Dort angekommen, machte er laut Stecher einen Spaziergang, weil sein Schwiegervater noch nicht zu Hause war.

Als der 80-Jährige heim kam, unterhielten sich die beiden noch in der Küche, bevor Reinhard St. schließlich wieder zur Axt griff, berichtete Stecher. Der Verdächtige verfasste noch einen vierten Brief an den Sohn seines Schwiegervaters und fuhr nach Wien zurück. Dort machte er erneut einen Spaziergang, bevor er sich stellte. Die Axt hatte er jedes Mal gesäubert und in einem Rucksack transportiert.

Als Motiv gab der 39-Jährige weiterhin an, dass er Geld mit Aktien und Optionsscheinen verspekuliert hatte.

Selbstmord Teil des Plans
Zum eigentlichen Plan hätte auch Selbstmord gehört: Reinhard St. gab an, zwar immer wieder mit dem Gedanken gespielt, aber nicht die Kraft dafür gehabt zu haben. Er soll seit "zig Jahren" mit Aktien spekulieren; in der letzten Zeit allerdings nur noch Verluste eingefahren haben - laut den Ermittlern soll niemand davon gewusst haben. Die Erhebungen seien noch nicht abgeschlossen, der Täter werde weiter einvernommen, so Stecher. Der mutmaßliche Fünffachmörder wird als Selbstmordgefährdeter behandelt, sagte Stecher.

Die Tatwaffe

© APA/Schlager

(c) APA/Schlager

Obduktionsergebnisse
Mittlerweile liegen die ersten Ergebnisse der Obduktionen der Opfer vor. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Gerhard Jarosch, wollte jedoch über die Details vorerst noch keine Auskunft geben.

"Psychischer Engpass"
Über die tiefere Bedeutung der Verwendung einer Axt könne man nur spekulieren, meint Klaus Gruber, Gerichtssachverständiger und Klinischer Psychologe. : „Beim Morden mit einer Axt geht es eher ums ‚Wegmachen', ums körperliche Zerstören, nicht nur ums Töten.“ Es sei viel grausamer, ein Kind mit einer Hacke zu richten als etwa zu vergiften oder zu erschlagen. „Gleichzeitig muss ich es auch aushalten, die Leichen zu sehen“, sagt der Experte. „Jemandem mit der Axt auf den Kopf zu hauen, das hat schon etwas Vernichtendes.“

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