Zwei Gymnasiastinnen wollten sich auf der Schultoilette wie im Film das Leben nehmen.
Spätestens nach dieser Tragödie sind Eltern, Lehrer und auch Schüler im ganzen Land aufgerüttelt. Am Bundesrealgymnasium in Bad Ischl versuchten sich zwei Teenager auf der Schultoilette umzubringen. Ohne ersichtlichen Grund: Sie hatten gute Noten, wurden nicht gemobbt, hatten keine privaten Probleme. Nach eigener Aussage wollten sie sterben wie die Hauptfigur in der 13-teiligen Netflixserie "Tote Mädchen lügen nicht", Hannah Baker, die freiwillig aus dem Leben scheidet.
Durch einen aufmerksamen Lehrer wurden die Kinder in letzter Sekunde gerettet, eines der Mädchen schwebte in Lebensgefahr. Sie hatten in der Mittagspause einen Brief übergeben: Es war die Ankündigung des Selbstmordes.
Gemeinsam mit Kollegen durchforstete der Pädagoge sofort alle Räumlichkeiten des Gymnasiums. Auf einer Toilette lagen die Schülerinnen. Die eine fast erstickt, die andere blutete stark aus den Pulsadern.
"In diesen Filmen wird der Selbstmord wie eine normale Krankheit gezeigt"
Der Landesschulratspräsident hat eine Art Krisenmanagement ins Leben gerufen.
ÖSTERREICH: Herr Enzenhofer, als Erster haben Sie für ein Verbot von Serien wie "Tote Mädchen lügen nicht" plädiert.
Fritz Enzenhofer: Das ist richtig, und ich weiß, dass dies nur schwer umsetzbar sein wird. Aber nichts zu tun ist auch der falsche Weg.
ÖSTERREICH: Was kritisieren Sie konkret?
Enzenhofer: Es werden Tabus gebrochen. Der Selbstmord unter Jugendlichen wird behandelt wie eine normale Krankheit. Ich hoffe nicht, dass es salonfähig wird, aber das Thema ist im Internet überall abrufbar, die Kinder haben überall Zugang. Es wird verharmlost.
ÖSTERREICH: Warum haben in Bad Ischl die Mädchen die Schule ausgewählt?
Enzenhofer: Weil sich dort alle treffen. Mit schulischen Leistungen oder Problemen hatte es jedenfalls nichts zu tun.
ÖSTERREICH: Sie haben Fachleute zusammengerufen, um über den Fall zu diskutieren.
Enzenhofer: Wir müssen uns der Situation stellen. Selbstmord ist auch durch Netflix offenbar ein großes Thema geworden.
ÖSTERREICH: Was hat die Schule seitdem unternommen?
Enzenhofer: Das Krisenmanagement war jedenfalls bislang sehr gut.