Maulkorb
Weihbischof Wagner soll Interviews meiden
10.02.2009
Der künftige Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner wird aut Anraten höchster Kirchenkreise in Rom bis auf weiteres keine Interviews mehr geben.
Hochrangige Kirchenvertreter haben Wagner, der zuletzt mit umstrittenen Aussagen für Aufregung unter Österreichs Katholiken gesorgt hatte, einen Maulkorb verpasst. Der Pfarrer von Windischgarsten befindet sich derzeit in Rom, wo er sich für sein Bischofsamt einkleidet und bei der Generalaudienz am Mittwoch den Segen des Papstes holt. Vor den Mauern des Vatikans plädierte unterdessen am Dienstag der Grazer Bischof Egon Kapellari angesichts der "unruhigen Zeiten" für einen "Weg der Mitte". Kapellari hält sich mit einer Gruppe von Dechanten und Journalisten ebenfalls in Rom auf.
Die Aufregung um die Ernennung des künftigen Linzer Weihbischofs Gerhard Maria Wagner ist in Rom derzeit freilich kein großes Thema. Der Vatikan hat andere Sorgen und arbeitet an der Aufarbeitung des Kommunikations-Desasters rund um die Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft.
"Zahl der Interviews möglichst gering halten"
Dass
Kapellaris am Dienstag veröffentlichter Hirtenbrief gegen "simple
Schwarz-Weiß-Malereien" sowie "einen triumphierend militanten
Ton von links oder rechts" und der darin enthaltene Hinweis auf "Fehler"
von kirchlichen Verantwortlichen auch als Kritik an Wagner interpretiert
werden könnte, wollte Kapellari nicht bestätigen. "Ich möchte
das nicht personalisieren und werde nicht gegen einen Mitbruder reden",
sagte der Grazer Bischof. Er spreche aus der Mitte zu allen Beteiligten.
Allerdings: "Schwierigkeiten sind nicht wegzureden, sondern
aufzuarbeiten. Dass Wagner von Bischofskollegen mediale Zurückhaltung
auferlegt wurde, bestätigt Kapellari. "Es ist richtig, dass es
angemessen ist, die Zahl der Interviews vor der Weihe möglichst gering zu
halten. Das rate auch ich ihm."
Den jüngsten Anstieg der Kirchenaustritte, der vor allem auf die Ernennung Wagners und die Öffnung der katholischen Kirche zur Piusbruderschaft zurückgehen dürfte, sieht der Vizepräsident der österreichischen Bischofskonferenz mit Sorge. "Jeder Katholik, der aus der Kirche austritt, ist einer zuviel." Kapellari spricht sich jedenfalls für eine "breite Volkskirche" aus, die auch "möglichst breit bleibt".
Rückhalt für Wagner in Rom
Während es bei den
österreichischen Bischöfen offenbar ein gewisses Unbehagen über den
künftigen Linzer Weihbischof gibt, erhält Wagner aus dem Umfeld des Papstes
Rückhalt. Vatikan-Bischof Josef Clemens sprach gegenüber österreichischen
Journalisten im Zusammenhang mit der Ernennung Wagners von "vermutlich
ungerechten Verkürzungen". Man müsse die Gesamtperson Wagner in
ihrem bisherigen Wirkungsbereich sehen, so der Sekretär des Päpstlichen Rats
für die Laien, der auch fast 20 Jahre Privatsekretär des heutigen Papstes
war. "Man kann eine Person nicht auf drei Aussagen reduzieren. Harry
Potter allein wäre doch etwas zu kurz gegriffen." Er habe
jedenfalls nicht gehört, dass Wagner bisher schlechte Arbeit geleistet
hätte. "Ich kann mich nicht an einen Aufschrei der
Windischgarstener über ihren Pfarrer erinnern", so Clemens. Mit
der Aufregung um die Bischofsernennung werde - "wie in der Musik"
- ein altes Thema wieder aufgelegt und neu gespielt.