Standort-Diskussion

Weiter Wirbel um Bau der neuen Digitaluni

30.05.2024

Für die Errichtung der neuen Digital-Uni fehlt ein Beschluss des Linzer Gemeinderats. 2025 soll im Anschluss an die Johannes Kepler Uni im Grüngürtel der Baustart erfolgen.

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© Apa
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Linz. Nach wie vor fehlt ein Beschluss zur Umwidmung in Bauland des Linzer Gemeinderats für die Errichtung der neuen Digital-Uni IT:U, auch wenn Bund und Land Oberösterreich schon 2022 den Standort auf der grünen Wiese verkündet haben: Im Grüngürtel im Anschluss an die Johannes Kepler Universität soll 2025 Baustart sein. 5.200 Personen haben eine Petition dagegen unterschrieben, drei Studierende der Architekturabteilung der Kunstuni Linz eine innerstädtische Variante untersucht.

Standorte. Auf einem Flyer thematisieren mehrere Architekturstudierende zudem die ungeprüfte und damit alternativlose Standortentscheidung mit "so viel Raum... so wenig Handlung". Denn seit einem Monat steht mit der Präsentation des Siegersprojektes des Architekturwettbewerbs auch das Aussehen der IT:U fest. Daher haben die Studenten für ihr Infoblatt jenes Modell der geschwungenen Baukörper per Fotomontage an drei alternative Orte gesetzt: Auf das Nestle-Gelände gegenüber dem Design-Center, auf das Schlachthof-Areal hinter der Tabakfabrik und auf das Postverteilzentrum neben dem Hauptbahnhof. Bei allen drei Orten handelt es sich um derzeit ungenutzte und bereits versiegelte Innenstadtflächen.

Post will das Vorhaben selbst umsetzen

Siegerprojekt. Schon vergangenes Jahr haben sich drei angehende Architekten der Kunstuni ein Semester lang mit dem Gelände der Post beim Bahnhof beschäftigt und ein Konzept für einen Bildungscampus als alternative Nutzungsmöglichkeit erarbeitet. Eigentlich soll dort, neben dem künftigen Westring (A26), auf vier Hektar der neue Stadtteil PostCity mit Wohnungen, Büros und Geschäftsflächen entstehen. Bereits 2019 wurde das Projekt präsentiert, nachdem sich bis Anfang 2024 jedoch keine Investoren fanden, will die Post das Vorhaben selber umsetzen.

© Lisa Ackerl, Daniel Schöngruber, Marco Thaller

"postUNI". Anstelle jener PostCity plante das Trio eine "postUNI". "Statt das alte Postverteilerzentrum abzubrechen und die Fläche mit neuen Wohn- und Gewerbetürmen zu besetzen, wird der Bestand der neuen Nutzung einer Digitalen TU Linz zugeführt und das Areal behutsam nachverdichtet", formulierte es seinen nachhaltigen Ansatz in der Projektbeschreibung. Die Studenten entkernten das Gebäude, setzten Stockwerke auf, erweiterten es und entwarfen einen Campus mit Lichthöfen und Freiräumen. Schon seinerzeit bei der Errichtung als Postverteilzentrum war dieses "für hohe Nutzlasten ausgelegt" worden und sei "durch die massiven Tiefgründungen aus Bohrpfählen für eine Aufstockung geeignet", wurde festgehalten. Auf einer gesamten Bruttogeschoßfläche von 115.000 Quadratmetern könnten künftig der Lehrbetrieb, Wohnungen für Studierende und Lehrende, Veranstaltungsräumlichkeiten sowie Freizeiteinrichtungen Platz finden. Aber auch weitere Gewerbebetriebe oder Bildungseinrichtungen hätten noch Möglichkeiten zum Andocken.

Ärger und Diskussionen. Doch die "postUNI" wurde ebenso wenig wie andere innerstädtische Locations als Alternativen zum Bau auf der grünen Wiese in Erwägung gezogen. Das sorgt inzwischen in der Stadt hörbar für Ärger. Eine Bürgerinitiative (BI) "Retten wir den Grüngürtel" hat Anfang Mai eine Petition gestartet. Vier Wochen später haben 5.200 Personen auf Listen oder online unterzeichnet. Mit einer Verbauung gehe klimatologisch eine wichtige Kaltluftschneise für die Stadt verloren, so das ökologische Argument. Aber auch demokratiepolitisch fragwürdig bewertet die BI das Vorgehen ohne Alternativprüfung und ohne Baulandwidmung den Standort bei der Kepler Uni festzuschreiben.

Beschluss. Mit den Stimmen von SPÖ und ÖVP wird die Umwidmung von insgesamt 10 Hektar für die IT:U und Betriebsansiedlungen aber wohl im Herbst beschlossen, auch wenn die anderen Fraktionen gegen diesen Einschnitt in die Natur sind. Ein Antrag zur Volksbefragung zum Erhalt des Grüngürtels, den die Linz-Plus-Fraktion im Mai-Gemeinderat einbrachte, fand in einer geheimen Wahl nicht die Mehrheit. 26 Gemeinderatsmitglieder votierten dafür, 27 enthielten sich und fünf stimmten dagegen. Auch die BI wird keine Befragung initiieren. Das Ergebnis sei nicht bindend für die Stadt und sie befürchtet, "dass sich die Verwaltungsspitze über den Willen der Bürgerinnen und Bürger hinwegsetzen wird". 

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