Ob China-Koch, Polizist oder Häuslbauer – nirgendwo können Räuber so leicht eine Bank überfallen wie in Österreich.
Doch genauso leicht wie man davon kommt, wird man auch erwischt. Die Chance, nach einem Coup erwischt zu werden, steht mittlerweile, zumindest in Wien, 50:50. Österreichweit gab es heuer 59 Banküberfälle, 28 davon in der Bundeshauptstadt, und wiederum 15 davon urden aufgeklärt, sprich: Die Ganoven wurden ausgeforscht.
„Nachdem wir mit der Wirtschaftskammer Ergreiferprämien bis zu 20.000 Euro ausgesetzt haben, Funkwagen Sonderstreifen fahren und Sonderkommissionen ermitteln, ist die Aufklärungsquote in die Höhe geschnellt“, sagt Wiens Landespolizeikommandant Karl Mahrer. Seine Botschaft an alle Täter in spe: Bankraub zahlt sich nicht aus – und wird zudem vor Gericht mit drakonischen Haftstrafen „belohnt“.
Polizist als Räuber
Neun Jahre etwa fasste heuer ein
44-jähriger Baumeister in St. Pölten aus, der nach der Pleite seiner Firma
auf die krumme Tour Geld behoben hatte. Ein ähnlicher hoher Strafrahmen
erwartet auch alle, die derzeit in U-Haft auf ihren Prozess warten: So etwa
jener 43-jährige Top-Polizist des Bundeskriminalamtes, der mit
Wuschelperücke und falscher Brille eine Bank in Absdorf ausgeraubt und die
Beute an seiner Dienststelle am Josef-Holoubek-Platz versteckt hatte. Oder
der Koch eines chinesischen Restaurants mit holländischem Pass, der drei
Filialen in Wien überfallen hatte und bei der Vernehmung den ab sofort
legendären Satz von sich gab, warum er hierzulande zum Serientäter wurde:
„Weil es in Österreich so leicht geht.“
König der Bankräuber
Der dickste Fische, dem die
Fahnder Handschellen anlegen konnten, war zweifelsohne der Slowake Petr K.
Der tschechische Leiharbeiter trieb in Wien und Niederösterreich seit 2005
sein Unwesen und erbeutete insgesamt 100.000 Euro. Doch ausgerechnet der 13.
Coup ging in die Hose, der Kasino-Spielsüchtige wurde festgenommen.
Überfall mit Blumenstrauß
Doch ebenso viele, wie
einsitzen, haben es geschafft, unerkannt mit der Geldbeute zu entkommen. Als
da wären: Jene zwei höflichen Bankräuber, die in St. Pölten und Göpfritz mit
einem Blumenstrauß in die Filialen kamen, zuerst Dollarnoten wechseln
wollten und dann plötzlich eine Waffe zückten. Oder noch frecher der Coup am
12. April: Ein lässiger Mann in T-Shirt und Baseballmütze, aber sonst ohne
jede Verkleidung, raubte die Zentrale der Bank Austria in der Wiener
Innenstadt aus, obwohl zum Zeitzeitpunkt 18 Angestellte und zwei Kunden im
Raum waren. Cool verstaute er die Beute in einer schwarzen Ledertasche und
ward nimmer gesehen.
Auch nicht alltäglich: Eine ganz in Schwarz gekleidete zierliche Frau mit Model-Figur und extrem langen dünnen Fingern, die Anfang des Jahres in Wien zwei Banken überfiel. Dabei legte die „Lady in Black“ nur einen Zettel hin, auf dem stand: „Geld her“. Und sie bekam es.