Rate stagniert

Österreicher werden beim Impfschutz "schlampig"

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Zeckenimpfung verhütete bereits rund 20 Todesfälle.

In den vergangenen 30 Jahren - 1981 gab es die erste Impfaktion gegen die FSME - hat die breite Immunisierung der österreichischen Bevölkerung rund 2.800 Fälle der potenziell lebensgefährlichen "Zeckenkrankheit" verhütet, ebenso rund 20 Todesfälle. Doch der Wiener Impfspezialist und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch warnte am Mittwoch aus Anlass des Starts der diesjährigen Kampagne bei einer Pressekonferenz in Wien:

"Die Österreicher werden schlampig."
Die Fakten, so der Fachmann: Im Jahr 2005 wurde mit einem Anteil von 88 Prozent der Bevölkerung, die zumindest einmal eine FSME-Teilimpfung erhalten hatte, ein Höchststand erreicht. Mittlerweile ist dieser Anteil bis zum Jahr 2010 auf 85 Prozent gesunken. Kollaritsch: "Der volle Impfschutz (drei Teilimpfungen bei Grundimmunisierung, dann Auffrischungsimpfungen, Anm.) stagniert bei etwa zwei Drittel der Bevölkerung (68 Prozent, Anm.)." Eine besondere Problemgruppe wären jüngere Erwachsene - ab 30 -, die sich offenbar zu wenig um die Aufrechterhaltung des Schutzes kümmern.

Aufruf zur Impfung
Vergangenes Jahr gab es in Österreich 63 Spitalsaufnahmen wegen der Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, ein Patient starb gar an der heimtückischen Viruserkrankung, die durch Gehirnhaut-, Gehirn- und Rückenmarkentzündungen besonders gefährlich werden kann. Deshalb sollten auch in diesem Jahr möglichst viele Menschen zur Impfung gehen. Christiane Körner, Vizepräsidentin der Österreichischen Apothekerkammer: "Die Aktion läuft von 1. Jänner bis 31. Juli. Der FSME-Impfstoff für Erwachsene kostet während dieser Zeit statt 42 bis 44 Euro (je nach Vakzine, Anm.) nur 27,30 Euro, der Kinderimpfstoff statt 37 bis 39 Euro nur 23,20 Euro inklusive Mehrwertsteuer. Seit 28 Jahren zahlen die diversen Krankenkassen zum Teil Zuschüsse in erheblichem Ausmaß." Diese werden beim Kauf des Impfstoffs in der Apotheke noch zusätzlich vom rabattierten Preis abgezogen. Die Ärzte verlangen ein reduziertes Impfhonorar von zwölf Euro.

Aufholbedarf bei Durchimpfungsraten
Ärztekammerpräsident Walter Dorner betonte die enorme Bedeutung von Impfungen als eine der wichtigsten Maßnahmen in der Krankheitsprophylaxe: "Die Impfung ist vielfach der einzige und wirksamste Schutz vor gefährlichen Infektionskrankheiten. (...) Wir müssen der Politik klarlegen, dass Schutzimpfungen die maßgeblichste Präventionsmaßnahme sind." Bei den Pneumokokken und bei der Influenza gäbe es in Österreich noch erheblichen Aufholbedarf, was die Durchimpfungsraten betrifft.

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Bei vollständiger Durchimpfung gegen die FSME beträgt die Schutzrate 99,3 Prozent. Die Vakzine - es gibt zwei - sind mit sechs Nebenwirkungsmeldungen pro 100.000 Impfungen ausgesprochen gut verträglich. In Österreich kommt die FSME praktisch in allen dicht bevölkerten Regionen vor. Neben dem "Gemeinen Holzbock" (Schildzecke), welcher die Infektion überträgt, wird in Österreich auch immer häufiger die "Braune Hundezecke" als mögliches "Vehikel" für Infektionen registriert. Im Gegensatz zur normalen Schildzecke "jagt" das Spinnentier, das sich auf die Vierbeiner spezialisiert hat, aber auch Menschen stechen kann, sogar aktiv nach Wirtsorganismen.

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