Flucht aus Todeszone

Österreichische Familie aus Gaza wieder in Wien

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Für sie hat die Flucht vor dem Krieg ein gutes Ende gefunden: Die Al-Ammasis landeten gestern in Wien. 34 Österreicher sind noch in Gaza gefangen.

Um Punkt 14.30 Uhr endete die Flucht der ersten österreichisch-palästinensischen Familie in Wien-Schwechat: Mit „Royal-Jordanian“-Flug RJ 127 aus Amman brachten Mahmoud (37) und Suha (33) Al-Ammasi ihre Kinder Lamaa (8), Bashar (6) und Mohamed (4) endlich ins sichere Österreich. Mit nur einem Koffer voller Kleider, erschöpft, doch überglücklich spazierte die Familie kurze Zeit später aus dem Ankunftsbereich.

Vor dem Nichts
Mahmoud Al-Ammasi ist heilfroh, endlich der Kriegshölle entkommen zu sein: "Dort kann man nicht leben, wer die Chance hat, soll den Streifen verlassen“, sagt er im Gespräch mit ÖSTERREICH. Seine Augen sind vor Müdigkeit blutunterlaufen – der Krieg und die lange Flucht über Jordanien haben ihn gezeichnet. Und es wird weiterhin nicht einfach für ihn: In der Wahlheimat Wien (wo Mahmoud zwölf Jahre gewohnt hat) steht die Familie praktisch vor dem Nichts. Keine Verwandten holen sie vom Flughafen ab, zunächst müssen die Al-Ammasis in einem Hotel übernachten. Dennoch gibt es einen kurzen Lichtblick: Am Flughafen kommt ein Fremder auf ihn zu, schüttelt ihm herzlich die Hand. "Gratuliere zur Flucht, willkommen in Wien“, sagt der Mann. Er hat das Foto der Familie in der Zeitung gesehen.

Fehlgeschlagen
Die Al-Ammasis sind die einzigen österreichischen Doppelstaatsbürger, die bislang das Kriegsgebiet verlassen konnten: Wie berichtet, ermöglichte die Botschaft in Tel Aviv ihnen vergangenen Donnerstag die Ausreise. Insgesamt sind immer noch 34 Doppelstaatsbürger im Kriegsgebiet, von denen 20 auf die nächste Fluchtmöglichkeit warten. Doch bisher hat sich kein neues "Evakuierungsfenster“ aufgetan, wie es in der Militärsprache heißt: Ein erneuter Versuch schlug am Montag fehl, weil Israel den Konvoi des Roten Kreuzes an die Grenze nicht genehmigte, berichtet ÖSTERREICH-Reporter An­dreas Lexer aus Israel.

Visum
Während Mahmoud Al-Ammasi und seine Kinder Doppelstaatsbürger sind, wurde seiner Frau Suha übrigens durch einen seltenen Schritt der Behörden die Ausreise ermöglicht: Der Palästinenserin, die lange Zeit in Wien gewohnt hat, wurde ein "humanitäres Visum“ verliehen. Das bedeutet, dass ihr ein viermonatiger Aufenthalt ermöglicht wird. Dafür hatten sich Diplomaten in Israel eingesetzt: "Man kann doch nicht eine Familie aus dem Kriegsgebiet holen, und die Mutter dann dort lassen“, begründet eine Beamtin des Außenministeriums den humanitären Schritt.

Dankbar
Es sei Sache der Familie zu entscheiden, ob man nach Ablauf des Visums der Frau in Wien um eine Verlängerung ansuche, sagt Außenamtssprecher Harald Stranzl. Was wahrscheinlich ist – Mahmoud Al-Ammasi: „Wir haben hier geheiratet und wollten immer schon zurück nach Wien.“ Doch die Blockade Gazas durch Israel habe ihre Ausreise verhindert. "Österreichs Botschaft hat unser Problem jetzt gelöst“, ist der Maschinenbau-Ingenieur dankbar. Obwohl er Dokumente und vor allem viele Verwandte im Gazastreifen zurücklassen musste, sieht Mahmoud positiv in die Zukunft: „Hier ist meine Familie in Sicherheit. Wohnung und Job werde ich schon finden.“

Interview mit Mahmoud Al-Ammasi: "In Gaza kann man nicht mehr leben"

ÖSTERREICH: Sie sind soeben in Wien gelandet. Wie fühlen Sie sich?
Mahmoud al-Ammasi: Wir fühlen uns sicher. Die letzten zehn Tage in Gaza waren schrecklich, in Gaza kann man nicht mehr leben. Wir haben keine Nacht geschlafen. Das war das Erste, was wir jetzt gemacht haben: uns gut ausgeschlafen.

Sie stehen fast vor dem Nichts, haben weder Wohnung noch Job in Wien. Wie soll es nun weitergehen?
Uns geht es hier besser als in Gaza, Wohnung und Job werden wir schon finden. Ich will wieder in meinem Fach arbeiten. Ich bin Maschinenbauer.

Und wo werden Sie jetzt wohnen?
Die ersten Tage werden wir in einem Hotel leben müssen, dann suchen wir eine Wohnung.

Sie haben viele Verwandte im Gazastreifen. Stehen Sie in Kontakt?
Mein Vater, mein Bruder und meine Schwester sind dort, und der Vater meiner Frau. Ich habe heute mit ihnen telefoniert.

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