49-Jähriger lebte unbehelligt in Polen und ging immer wieder auf Kaution frei.
Nach der Festnahme des Kopfes der Enkel- bzw. Neffentrick-Mafia durch Zielfahnder in Warschau hofft die österreichische Justiz auf eine baldige Auslieferung des Mannes aus Polen. Auch die Auslieferung seines Sohnes, der gerade in Hamburg vor Gericht steht, will man erreichen, teilte Christian Kroschl, Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Graz, am Mittwoch der APA mit.
Der 49-jährige Pole ist am 16. März in einer Wohnung im Norden Warschaus verhaftet worden. Österreich habe bereits ein Auslieferungsansuchen gestellt, so Kroschl. Man warte nun auf die Entscheidung der polnischen Behörden. Diese könne aber etwas dauern, vor allem wenn der Beschuldigte sich juristisch dagegen wehrt. Eine freiwillige Auslieferung habe der Mann abgelehnt, berichtete Deutsche Presse-Agentur am Mittwoch unter Berufung auf die polnische Staatsanwaltschaft.
Die österreichische Justiz hat aber nicht nur Interesse an dem 49-jährigen Kopf der Neffentrick-Bande, sondern auch an seinem Sohn, der aktuell in Hamburg vor Gericht steht. Der 29-Jährige war im Juli nach der Veröffentlichung des Gesprächsmitschnitts eines Anbahnungstelefonats in Budapest festgenommen und daraufhin von Ungarn an Deutschland ausgeliefert worden. Als nächstes möchte Österreich sich mit ihm befassen. Nach einer allfälligen Verurteilung in Deutschland kann er aber hierzulande nur mehr eine Zusatzstrafe bekommen.
Der nun festgenommene 49-jährige Pole, der als Erfinder des Neffentricks und "Nummer Eins" des als Familienunternehmen geführten Betrügerrings gilt, war seit weit mehr als zehn Jahren auf der Flucht. 2001 setzte er sich aus Deutschland nach Polen ab, wo er lange Zeit trotz aufrechten Haftbefehls weitgehend unbehelligt lebte und es immer wieder schaffte, sich der Strafverfolgung zu entziehen.
2014 war er laut Ermittlern in "einer Wohnung mit vergoldeten Möbeln" festgenommen worden, kam allerdings nach Hinterlegung einer Kaution von 120.000 Euro aus der U-Haft frei. Heuer im Februar klickten wieder die Handschellen. Nach der Zahlung von 80.000 Euro Kaution ging er erneut frei und tauchte unter. Er soll auch behauptet haben, krank zu sein. Das Blatt wendete sich erst, als der polnische Justizminister die Freilassungen im Fernsehen als Fehlentscheidung bezeichnet hatte, erklärte Chefinspektor Rupert Ortner vom Landeskriminalamt OÖ. Von da an wurde die Luft für den Mann dünner. Er versteckte sich und veränderte sein Äußeres, rasierte sich den Bart ab und schor sich eine Glatze.
Am 16. März klickten dann schließlich erneut die Handschellen. Diesmal machen sich die österreichischen Behörden ernsthaft Hoffnungen auf eine Auslieferung.