Über Heldentat spricht Österreich
Oma (82) verhinderte Bankraub
16.10.2012
Oma Hertha riss Räuber Maske vom Kopf - „Das Geld gehört der Bank, du Falott!“.
Montag, 10.40 Uhr. Der 1.900-Seelen-Ort St. Egyden/Steinfeld bei Neunkirchen zeigt sich ruhig und verschlafen. Fünf Minuten später überschlagen sich die Ereignisse: Ein mit Pistole bewaffneter Räuber stürmt die Raiffeisenbank, um sie zu plündern.
„Plötzlich stand der Mann neben mir und zog seine Pistole aus der Tasche. Da habe ich ihm seine Maske vom Kopf gerissen“, erinnert sich die Zeugin Hertha Wallecker (82).
„Das Geld gehört der Bank“, rief Hertha-Oma
Unwirsch brummt Gerhard P. (62), der bewaffnete Bandit, die 82-jährige Hertha-Oma an: „Passt dir etwas nicht?“ Gleichzeitig nimmt er ihr die Strickhaube wieder ab, zieht sie über den Kopf und bedroht die Kassierin mit seiner Waffe. „Gib’s Geld her, das ist ein Überfall!“
Da reichte es Wallecker. Wütend stieß ihre Hand vor, zog dem Ganoven die Maske erneut vom Gesicht, warf sie hinter das Kassenpult. Indes übergab die Angestellte dem Räuber eine mit Fünfhundertern und Hundertern prall gefüllte, orangene Plastiktasche.
„Das Geld gehört der Bank“, schrie da die Hertha-Oma auf und entriss dem Ganoven die Beute. Da platzte der Beutel und Banknoten flatterten auf den Boden. Da gab der Räuber auf und floh. Dabei verlor er eine Bombenattrappe aus einem Feuerwerkskörper und einem Wecker.
Zehn Stunden später wurden Gerhard P. und seine Freundin Eva F. (48), die den Fluchwagen lenkte, in ihrem Wohnort Pottschach von LKA-Ermittlern und der Cobra verhaftet.
›Nein, ich hatte keine Angst‹
ÖSTERREICH: Frau Wallecker, wie lief der Raub ab?
Hertha Wallecker: Der stand da neben mir, maskiert, mit Pistole. Das konnte ich nicht zulassen.
ÖSTERREICH: Hatten Sie denn überhaupt keine Angst?
WAllecker: Überhaupt nicht. Schon gar nicht vor Männern. Der wollte die Bank ausrauben. Da habe ich gedacht: sicher nicht. Vielleicht schau ich auch zu viele Krimis im Fernsehen … Dass das aber nur eine Gaspistole war, erfuhr ich erst am Dienstag.
ÖSTERREICH: Waren Sie denn die einzige Zeugin?
Wallecker: Nein, da standen auch Männer herum. Von denen hat aber keiner auch nur einen Finger gerührt.
Raubdelikte steigen explosionsartig an
Österreichs Fahnder könnten mit der Kriminalstatistik für die ersten neun Monate ganz zufrieden sein. Eigentlich – wären da nicht die Raubüberfälle. Vor allem sie bereiten den Ermittlern Sorgen.
Laut Bundeskriminalamt sind die Überfälle auf Banken und Postämter aus dem Ruder gelaufen. 55 waren es im Vergleichszeitraum des Vorjahres, heuer bereits 75 (plus 36,4 %).
Juwelierüberfälle sind um 57 Prozent gestiegen, von 14 auf 22. Höchste Steigerung bei den Tankstellen-Überfällen: 82,5 Prozent – von 40 auf 73.
Insgesamt stieg die Kriminalität in Österreich um 3,1 Prozent. Dies vor allem, weil Delikte im Internet stark (150 %) zugenommen haben. Rückläufig waren dagegen Kfz-Diebstähle und Einbrüche in Häuser und Wohnungen.
Die Aufklärungsquote lag bei 42,2 Prozent.