Habsburg: "Der Mann, der Hitler trotzte"

"Wenn man eine Schlacht zu Pferd nicht gewinnen kann, muss man heruntersteigen, zu Fuß weiterkämpfen."

Der Satz war das Lebensmotto von Otto von Habsburg – und er fiel erst gegen Ende seines Lebens, das ein ewiges Auf und Ab war.

Als blondgelocktes Kind ging Klein Otto hinter dem Sarg von Kaiser Franz Josef. Als Halbwüchsiger einige Jahre später hinter dem Sarg seines Vaters Karl, dem letzten Kaiser. Damit war er Familienoberhaupt der Habsburger, 600 Jahre lang das mächtigste Herrschergeschlecht Europas.

Machtgeile Einflüsterer aus seiner Umgebung machten ihm allerdings den Kopf voll. Otto klagte viel später: "Der Untergang Habsburgs durch fähigere Personen wäre vermeidbar gewesen."

Irgendwann wurde Otto klar, dass die Monarchie chancenlos war. In der Welt regierten die Stalins und Hitlers. Der eine wollte die Weltrevolution, der andere seine Aversion gegen die Habsburger loswerden.

Nichts hasste Hitler, Sohn eines k.u.k.-Beamten, mehr als die Dynastie in Wien. So war der Versuch Ottos ehrenwert, aber naiv, seinerseits die Macht in Österreich zu übernehmen und Hitlers Aufstieg zu verhindern. Das schlug er damals Bundeskanzler Kurt Schuschnigg vor. Sein Leitsatz gegen Hitler: "Man muss sich auch militärisch gegen die Nazis wehren." So war für Hitler nichts wichtiger, als den Einmarsch nach Österreich und die Verhinderung Ottos durchzuziehen. Hitlers Rache 1938 war: Deportation der Habsburg-Getreuen.

Kalter Krieg und Einreiseverbot nach Österreich
Ottos Name hatte im Westen durch sein Engagement einen guten Klang bekommen. Briten-Premier Wins­ton Churchill und US-Präsident Roosevelt unterstützten seinen Plan, eine österreichische Armee aufzustellen. Ottos Begründung: Man dürfe Österreich nach dem Krieg nicht den Russen überlassen. Seine Idee wurde aber vor allem von Sozialisten im Exil bekämpft. Österreich hätte 1945 viel bessere Bedingungen erhalten, hätte es an der Befreiung des Landes selbst mitgewirkt ...

Habsburg muss nach 1945 tief deprimiert gewesen sein. Der Eiserne Vorhang trennte Österreichs Kronländer von einst endgültig. In Österreich dachte niemand mehr an ihn. Er durfte nicht einreisen.

In dieser Zeit entdeckte er Europa, wurde zum Anwalt Österreichs in Brüssel. Und seine Meinung war gefragt. Vor allem glaubte der Visionär an das Ende des Kommunismus und an einen Sieg der europäischen Idee. Und dafür genügte es, Parlamentarier zu sein. Denn: "Man ist nicht von Gott bestimmt, ein Monarch zu sein."

Dr. Hans Magenschab ist Journalist, Historiker und Buchautor ("Josef II.", "Erzherzog Johann"). Er war viele Jahre Leiter der Presseabteilung in der Hofburg und Sprecher des Bundespräsidenten.