Trauer

Requiem für Otto Habsburg in München

11.07.2011

Nach dem Trauergottesdienst wird der Sarg nach Mariazell überführt.

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© APA/ dpa
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Mit einem feierlichen Zeremoniell hat Bayern den am vergangenen Montag verstorbenen Otto Habsburg verabschiedet. Auf dem Odeonsplatz vor der Feldherrnhalle in München schossen Gebirgsschützen aus Bayern und Tirol Salut für den ältesten Sohn des letzten österreichischen Kaiserpaares Karl I. und Zita. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) würdigte den langjährigen CSU-Europaabgeordneten und Präsidenten der Paneuropa-Union als "großen Europäer und überzeugten Demokraten".

Unter den Klängen der Bayernhymne und der Kaiserhymne von Joseph Haydn wurde der Sarg des Verstorbenen in einen Bestattungswagen verladen. Dabei erklang inmitten der bayerischen Landeshauptstadt der ursprüngliche Text der späteren deutschen Nationalhymne: "Innig bleibt mit Habsburgs Throne Österreichs Geschick vereint."

Bayerns Ministerpräsident betonte die demokratische Überzeugung des im Alter von 98 Jahren verstorbenen Kaisersohnes und letzten Kronprinzen der Donaumonarchie. Der Fall des Eisernen Vorhangs und die deutsche Wiedervereinigung seien auch dem Einsatz Habsburgs für eine friedliche und freie Gemeinschaft der europäischen Völker zu verdanken, sagte Seehofer. Bayern habe in Habsburg, der von 1979 bis 1999 für die CSU im Europäischen Parlament saß, einen "hervorragenden Botschafter in Europa und der Welt" gehabt.

Zuvor hatte Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, in der nahe gelegenen Münchener Theatinerkirche ein Requiem für den Kaisersohn zelebriert. Der Verstorbene habe sich für die christliche Prägung Europas eingesetzt, hob Marx hervor. Sein "großer Name" sei für Otto Habsburg Herausforderung und Berufung gewesen, die er angenommen habe, so der Kardinal. Habsburg habe seine Berufung darin gesehen, Europa zu einen, und zwar "nicht im Sinne des Geldverdienens", sondern "im geistigen und geistlichen Sinne".

Viele Fahnen, Trachten und Helme waren bei dem Pontifikalrequiem und der anschließenden feierlichen Verabschiedung auf dem Odeonsplatz präsent. Neben der Familie Habsburg waren zu dem Requiem der österreichische Ex-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V), der frühere Präsident des Europaparlaments, Hans-Gert Pöttering (CDU), und viele CSU-Politiker erschienen. Die bayerische Regierungspartei, bei der Otto Habsburg ab 1982 Mitglied war, hatte 700 Gäste zu einem anschließenden Trauerempfang in der Münchener Residenz geladen. Habsburg habe "über seine Zeit hinaus gedacht", sagte der frühere bayerische Landtagspräsident Alois Glück. Habsburg sei "einer der ganz Großen des 20. Jahrhunderts" gewesen, so Pöttering. In den 80er Jahren sei er von vielen belächelt worden, "aber er hat Recht behalten".

Nicht vergessen ist auch der Kampf des Kaisersohnes gegen den "Anschluss" Österreichs an Nazi-Deutschland 1938. "Österreich und Deutschland danken Otto von Habsburg für seinen Widerstand gegen Hitler", hatte ein Trauergast auf ein Transparent geschrieben.

Aus der ganzen Welt und auch über die Religionen hinweg wird dem Kaisersohn in diesen Tagen Reverenz erwiesen. Als "großer Europäer" habe sich Habsburg "für das Miteinander der Völker und eine gerechte Ordnung" eingesetzt, heißt es in einem Kondolenzschreiben von Papst Benedikt XVI. an die Trauerfamilie. Auf dem Platz vor der Feldherrnhalle, wo 1923 Adolf Hitler einen erfolglosen Putsch versucht hatte, stimmte der ehemalige Oberrabbiner der Israelitischen Kultusgemeinde für München und Oberbayern, Steven Langnas, das Totengebet "El Male Rachamim" an. Damit sollte Otto Habsburgs Einsatz für die Juden während der Naziherrschaft gewürdigt werden.

Nach den Feierlichkeiten in München wurde der Sarg Otto Habsburgs in den steirischen Wallfahrtsort Mariazell gebracht, wo er gemeinsam mit jenem seiner im Vorjahr verstorbenen Gemahlin Regina am morgigen Dienstag offiziell empfangen wird. Am Samstag feiert Kardinal Christoph Schönborn im Wiener Stephansdom ein feierliches Requiem für Otto Habsburg, der anschließend gemeinsam mit seiner Frau in der Kapuzinergruft bestattet wird. Sein Herz wird am Sonntag in der ungarischen Erzabtei Pannonhalma im engsten Familienkreis beigesetzt.
 

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