300 Rebellen bleiben hart

Pfarrer-Protest weitet sich aus

18.08.2011

300 Pfarrer fordern Frauen als Priester, das Zölibat-Ende und Kommunion für Geschiedene.

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Er demonstriert bei klirrender Kälte für Flüchtlinge, engagiert sich als Bundespräses bei Kolping Österreich und kommuniziert mit seiner Pfarrgemeinde via Facebook: Gerald Gump, 41 Jahre jung und seit mehr als zehn Jahren Pfarrer von Schwechat, ist Priester aus Leidenschaft – und trotzdem unzufrieden. „Ich liebe meinen Job, aber ich habe das Gefühl, dass sich etwas ändern muss“, sagt Gump zu ÖSTERREICH.

„Vieles wird schon gelebt.“
Gump hat sich deshalb der Pfarrer-Initiative unter dem Wiener Ex-Generalvikar Helmut Schüller angeschlossen und unterstützt den „Aufruf zum Ungehorsam“, der jetzt die katholische Kirche entzweit. Insgesamt 300 Pfarrer in Österreich wollen das Ende des Zölibats, Frauen zur Priesterweihe, Laien als Prediger oder Kommunion für Geschiedene. Gump: „Viele Pfarrer leben diese Ideen schon, trotzdem blockieren diese nicht zentralen Fragen die Kirche.“

Vier Fragen von Schönborn
Schwechats Pfarrer war vergangene Woche auch dabei, als Kardinal Schönborn die Initiative zur Rede stellte. „Es war ein offenes Gespräch“, so Gump.
Bis zu einem zweiten Termin im Herbst müssen sich die Pfarrer jetzt unter anderem Gedanken zu Themen wie Gemeinschaft in der Kirche, Amtsverständnis, Ungehorsam und Gewissen machen. Ob es zu einer Einigung kommt, ist unklar: Helmut Schüller sagt: „Ich sehe den Konsequenzen ins Auge, wie immer sie aussehen.“

"Es muss sich etwas ändern"

ÖSTERREICH: Sie unterstützen den „Aufruf zu Ungehorsam“. Warum?
Gerald Gump: Ich liebe meinen Job und ich liebe es, Pfarrer zu sein. Ich habe aber das Gefühl, dass sich endlich etwas ändern muss. Mir geht es etwa um die Zulassung zum Priesteramt oder um Fragen der Sakramentenvorbereitung – da muss sich etwas tun. Es sind diese nicht zentralen Fragen, die blockieren. Ich kritisiere nicht Kardinal Schönborn persönlich – für die Grundideen ist Rom verantwortlich, dort liegt alle Macht.
ÖSTERREICH: Die Bischöfe und der Kardinal haben sich gegen die Ideen der Initiative ausgesprochen …
Gump: Als Pfarrer ist es meine Verantwortung, diese Sache zu unterstützen. Vieles ist in Bewegung, unser Aufruf ist ein erster Mosaikstein, dass sich etwas ändert.
ÖSTERREICH: Im Herbst folgt ein zweites Gespräch mit dem Kardinal …
Gump: Kardinal Christoph Schönborn hat den Priestern vier Fragen mit auf den Weg gegeben. Es geht um Themen wie die katholische Gemeinschaft oder um Ungehorsam. Bis zum Herbst soll sich jeder Einzelne darüber klar werden, wie er zur Kirche steht. Wir werden das auch intern besprechen.
ÖSTERREICH: Im Fall einer Nichteinigung: Bleiben Sie Pfarrer oder treten Sie aus der Kirche aus?
Gump: Fakt ist: Im Gespräch mit Schönborn war nicht davon die Rede, dass wir rausfliegen. Ich will dem zweiten Termin nicht vorgreifen – vorerst stelle ich mir diese Frage einfach noch nicht.

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